09/05/2024

Eine Bachelorarbeit, die unter die Haut geht

Im 21. Jahrhundert scheinen Tätowierungen allgegenwärtig zu sein– sind sie damit auch salonfähig? Fabian Senglaub ist in seiner Bachelorarbeit der Frage nachgegangen, ob tätowiertes Servicepersonal in der Gastronomie anders wahrgenommen wird. Seine Untersuchung geht unter die Haut, mit überraschenden Ergebnissen.

Tätowierungen sind heute nicht nur bei Schauspielenden, Sportlerinnen oder Musikern verbreitet. Eine Umfrage hat ergeben, dass rund jeder vierte Erwachsene über 30 Jahre in der Schweiz mindestens eine Tätowierung hat, bei den unter 30-Jährigen gibt sogar jeder Zweite an, tätowiert zu sein. Menschen mit Tätowierungen scheinen im öffentlichen Raum nicht mehr aufzufallen.

Doch wie sieht es mit sichtbaren Tätowierungen am Arbeitsplatz aus? «Gäste nehmen Servicepersonal mit sichtbaren Tätowierungen als signifikant weniger seriös und freundlich wahr», sagt Fabian Senglaub, Absolvent des BSc Betriebsökonomie an der FFHS. Für seine Bachelorarbeit ging er der Frage nach: Beeinflussen Tätowierungen die Wahrnehmung von Servicepersonal?

Körperschmuck im Arbeitsalltag

In vielen Branchen gibt es klare Regeln zum Thema Tätowierungen. So schreiben viele Schweizer Banken ihren Mitarbeitenden mit direktem Kundenkontakt bis heute vor, dass Tätowierungen nicht sichtbar sein dürfen. Und eine grosse amerikanische Studie hat gezeigt: In den drei Berufsgruppen Medizin, Bankwesen und Recht werden Mitarbeitende mit sichtbaren Tätowierungen als weniger kompetent wahrgenommen.

Fabian Senglaub hat früher in der Hotellerie gearbeitet, und schon damals waren Tätowierungen in der Branche ein umstrittenes Thema. Zahlreiche Studien hätten sich mit Körperschmuck und dessen Wahrnehmung im Arbeitsalltag beschäftigt, so Senglaub. In der Schweiz gab es jedoch keine Untersuchung darüber, ob Gäste in Restaurants sichtbar tätowiertes Servicepersonal anders wahrnehmen als nicht tätowiertes. Dieser Frage wollte Senglaub mit seiner Bachelorarbeit nachgehen. Er selbst ist nicht tätowiert: «Damit gehöre ich gefühlt zu einer Minderheit».

Zur Erhebung der notwendigen Daten führte Senglaub ein mehrfaktorielles Vignetten-Experiment mittels einer Onlinebefragung durch. Nach Abschluss der Befragung wurden die Daten mithilfe einer Statistik-Software analysiert.