Deborah Bischof 01.10.2016

ALUMNI ERIKA IMSENG: «Die FFHS hat meinen Erfindergeist geweckt»

Für die Gründung einer eigenen Firma braucht es nebst Innovationsgeist eine gehörige Portion Mut. Diesen bewies Erika Imseng und lancierte zusammen mit ihrem Mann erfolgreich eine eigene Software.

Sie hatten die Idee, das Wissen und den nötigen Zusammenhalt: Erika Imseng und ihr Ehemann David. Im Oktober 2014 wagten sie den Schritt und gründeten ihre eigene Firma. «Wir sagten uns damals: Lass es uns einfach probieren. Funktioniert es nicht, haben wir es wenigstens probiert. Klappt es, umso besser!», erinnert sich Erika Imseng an die Anfänge.

«recapp – the app to recap»

Die Protokollführung während einer Sitzung ist eine mühsame Angelegenheit. Heutzutage könnte man das Besprochene zwar aufnehmen, das monotone Abtippen danach ist nicht jedermanns Sache. Wie wäre es also, wenn die Protokollierung direkt und automatisiert ablaufen würde? Mit dieser Frage befassten sich vor rund drei Jahren die damalige FFHS-Studentin und ihr Mann David, promovierter Doktor im Bereich der multilingualen Spracherkennung. Noch im selben Jahr entwickelten sie ihre erste eigene App «recapp». Diese erstellt aus Audio- oder Videoaufnahmen in Dialekt oder mehrsprachig geführten Gesprächen automatisch ein interaktives Protokoll mit allen relevanten Informationen. «Schnell merkten wir, dass unsere Idee einem weitverbreiteten Bedürfnis entspricht und wir mit der App eine Marktlücke gefunden hatten», so Erika Imseng.


Das Ehepaar gründete seine eigene Firma, die recapp IT AG. «Wir haben unser Angebot seither stets erweitert. Heute bieten wir nebst dem Grundprogramm je nach Kundenbedürfnissen auch individuelle Zusatzfunktionen an», erklärt die Jungunternehmerin. So sei bei den Parlamentssitzungen des Walliser Grossen Rates meist eine wortgetreue Transkription gewünscht. Recapp ermögliche hier, das gesprochene Wort eins zu eins in einem Dokument zu protokollieren. Bei anderen Kunden, wie beispielsweise der Mediathek Wallis, bestehe eher der Wunsch nach einer differenzierten Stichwortsuche im Video- und Audiobereich. Die App könne hier solche Inhalte indexieren.

Innovationslieferant Studium

Erst das Master-Studium in Betriebsökonomie an der FFHS beflügelte die ausgebildete Kauffrau dazu, etwas Neues, etwas Eigenes zu kreieren. «Mein Schwerpunkt Innovationsmanagement hat den Erfindergeist in mir geweckt. Zudem lehrte er mich alles Wichtige für die Firmengründung», sagt Erika Imseng. Doch nicht nur in fachlicher Hinsicht war das Studium an der Fernfachhochschule die richtige Entscheidung. Die Walliserin suchte nach einer Fachhochschule in ihrem geliebten Heimatkanton. Als weiteres wichtiges Kriterium musste das Studium auch berufsbegleitend zu absolvieren sein. Die FFHS bot hier eine optimale Lösung: Mit monatlich nur zwei Präsenztagen konnte sie ihr Arbeitspensum bei der Raiffeisenbank bei 80 Prozent belassen. Doch der Weg war nicht immer einfach. Das Studium nebst dem Berufsalltag zu meistern, war für die Jungunternehmerin teilweise eine echte Herausforderung. «Ich möchte daher allen, die sich für ein Studium an der FFHS entschieden haben, folgenden Rat mitgeben: Ohne Selbstdisziplin geht nichts!»

Grosse Pläne

Die heute 30-Jährige hat bereits viel erreicht. Die anfängliche Phase ihres eigenen Unternehmens war jedoch geprägt von finanzieller Unsicherheit und vielen Überstunden. Doch die Mühen zahlten sich schon bald aus: «Es war für uns eine Riesen-Ehre, als wir ein Jahr nach unserer Gründung bei den TOP 100 Start-up Awards mit dabei waren. Besonders bedeutend war es, weil wir zu den fünf jüngsten Start-ups des Wettbewerbs gehörten», erzählt Erika Imseng stolz. Jedes Jahr zeichnet die Plattform startup.ch in Kooperation mit der Handelszeitung und dem PME Magazine die 100 innovativsten und erfolgversprechendsten Schweizer Start-ups aus. Für ihre recapp IT AG planen Erika und David Imseng Grosses: «Wir wollen eine stabile Firma mit sicherer Zukunft und sobald als möglich nach Europa expandieren.»


RECAPP IT AG
Die recapp IT AG mit Sitz in Martigny VS besteht seit knapp zwei Jahren. Das Mitarbeiterpensum konnte innerhalb dieser Zeit um das Vierfache erhöht werden. Die Firma bietet ihren Kunden eine Webapplikation, mit welcher ganz einfach mehrsprachige Gespräche rekapituliert werden können. Die Cloud-basierte Lösung produziert aus Audio- oder Videoaufnahmen ein interaktives Dokument, welches nach Sprecher oder Thema durchsuchbar ist. Auf Wunsch können direkt Protokolle im kundenspezifischen Format ausgedruckt werden.
www.recapp.ch