Melanie Biaggi 20.06.2023

«Einfach nur Hockeyspielen reicht nicht mehr»

Die FFHS und die ZSC Lions AG spannen zusammen. Sie wollen mit ihrer Kooperation die duale Karriere stärken und die Digitalisierung im Sport vorantreiben. Was der Puls des Top-Scorers damit zu tun hat.

Spitzensport bis zur Pensionierung? Unrealistisch. Alleine in den vergangenen zwei Jahren haben etliche Schweizer Profis wie Roger Federer, Nevin Galmarini oder auch Beat Feuz ihren Rücktritt bekannt gegeben. Sie alle haben oder mussten sich frühzeitig über ihre Karriere nach dem Profisport Gedanken machen. An der FFHS studieren rund 130 Athletinnen und Athleten. Dank des «Blended-Learning»-Studienmodells lassen sich Spitzensport und Hochschulstudium kombinieren. «Die FFHS ist für Sportlerinnen und Sportler ideal», sagt Romano Caviezel, Geschäftsleitungsmitglied der ZSC Lions AG. Wie Caviezel weiter ausführt, lege er allen Eishockeyspielern ans Herz, eine duale Karriere ins Auge zu fassen. Dafür sei immer Zeit: «Liegt ein Spieler beispielsweise verletzt zu Hause und muss pausieren, könnte er diese Zeit nutzen, um sein Hirn mit neuem Wissen zu füttern», sagt Caviezel.

Seit Februar 2023 ist die FFHS offizielle Hochschulpartnerin der ZSC Lions AG. Romano Caviezel verspricht sich viel von der Kooperation. Für den ZSC unter anderem eine gewisse Reputation.

«Erlebnisse schaffen»

Mit dem Bachelorstudiengang Betriebsökonomie Sportmanagement hat sich die FFHS in den letzten Jahren auch inhaltlich bereits der Sportindustrie zugewandt, vor allem in den Themenfeldern digitale Transformation, neue Technologien, SportsTech und digitale Geschäftsmodelle.

Die ZSC Lions AG ihrerseits setzt ebenfalls auf Digitalisierung. Die Inbetriebnahme der neuen, modernen «Swiss Life Arena» im Oktober 2022 war ein Meilenstein. Romano Caviezel, der auch Dozent für Sportmanagement an der FFHS ist, war am Aufbau der Ticketcorner Gruppe beteiligt. Er leitet als Chief Transformation Officer (CTO) und Mitglied der Geschäftsleitung seit 2019 die organisatorische und digitale Transformation der ZSC/GCK Lions sowie der Swiss Life Arena. «Einfach nur Hockeyspielen reicht nicht mehr. Als Eishockeyclub muss man den Zuschauern ein Erlebnis bieten können», sagt Caviezel. In Zürich gebe es in Sachen Freizeitbeschäftigung eine sehr grosse Konkurrenz, das Angebot an Konzerten, Oper, Theater oder Kino ist riesig.

Wer heute die Zuschauer für sich gewinnen will, muss also mehr bieten – digitale und interaktive Erlebnisse müssen es sein. In der Swiss Life Arena hängt aktuell der grösste LED-Videowürfel Europas. Er ist nicht nur ein überdimensionaler digitaler Screen, auf dem die Bilder der letzten Spielszenen gezeigt werden, er vernetzt Audio, Video, Licht und Steuerungssysteme für ein einmaliges Eventerlebnis.

Zukunftsmusik mit Augmented Reality

Reto Schäppi, Stürmer bei den ZSC Lions, schloss 2022 bei der FFHS erfolgreich den Master Business Administration in Innovation Management ab. In seiner Masterarbeit befasste er sich mit «Augmented Reality» (AR) und wie man damit das Stadionerlebnis in der Swiss Life Arena verbessern könnte. So gut wie jeder Sportinteressierte wurde vor dem Fernseher schon mit AR konfrontiert. Etwa wenn in der Pause eines Hockeyspiels die Experten die Spieler mit bunten Kreisen hervorheben. Dann sieht man «Augmented Reality» – die Realität mit digitalen Elementen erweitert.

In seiner Masterarbeit stellte Reto Schäppi die Zuschauer im Stadion ins Zentrum. So schlug er etwa vor, dass man die Wiederholungen der Spielszenen mit der aktuellen Geschwindigkeit und dem Puls des Top-Scorers zeigen könnte. Auch für die Steuerung «Einfach nur Hockeyspielen reicht nicht mehr» des Besucherstroms käme die Technologie in Frage. Der Zuschauer könnte so auf seinem Handy etwa den schnellsten Weg zu seinem Sitzplatz oder den Weg zur Toilette mit der aktuell kürzesten Warteschlange herausfinden.

Vieles sei mit Augmented Reality möglich, so Caviezel. Im Moment arbeiten die Verantwortlichen an mehreren Konzepten, die alle auf der Grundlage von Schäppis Arbeit beruhen.

Zum Studiengang:

  • BSc Betriebsökonomie Sportmanagement