Dr. Andreas Svoboda 01.02.2024

KI, Chatbots, Robo-Advisors...

Die Finanz- und Versicherungssektoren durchlaufen fortlaufend Veränderungen. Neue Technologien, sich wandelnde Kundenanforderungen und verschärfte gesetzliche Vorgaben stellen Unternehmen vor stetig neue Herausforderungen. 2023 setzte sich dieser Trend weiter fort und prägte die Branche nachhaltig. So veränderte sich die Schweizer Finanz- und Versicherungsbranche 2023!

Die unaufhaltsame Kraft der Digitalisierung bleibt ein zentraler Motor für Veränderungen im Finanz- und Versicherungswesen. Kunden erwarten nahtlose und ständig verfügbare Finanzdienstleistungen, was Unternehmen dazu zwingt, ihre digitalen Angebote kontinuierlich zu verbessern. Hierzu zählen Cyberversicherungen, Datensicherheitsversicherungen und Cyber-Erpressungsversicherungen, die an die aktuellen Bedürfnisse der Kunden angepasst werden.

Die Ära der Künstlichen Intelligenz

Die Bedeutung künstlicher Intelligenz (KI) in der Finanz- und Versicherungsbranche nimmt stetig zu. KI hilft dabei, Prozesse zu automatisieren, Kundenverhalten besser zu verstehen und Risiken präziser zu bewerten. Firmen müssen daher verstärkt in KI-Technologien investieren, um im Wettbewerb bestehen zu können. KI wird beispielsweise in der Betrugsbekämpfung eingesetzt. KI-Systeme können Muster in Daten erkennen, die Menschen möglicherweise nicht erkennen können. Dadurch können sie Betrugsfälle frühzeitig identifizieren und verhindern. Auch bei der Risikobewertung können KI-Systeme grosse Mengen an Daten analysieren, um das Risiko von Ereignissen wie Kreditausfälle, Naturkatastrophen oder Cyberangriffe zu bewerten. KI wird in der Finanz- und Versicherungsbranche auch zunehmend für Kundenservice eingesetzt. KI-basierte Chatbots können Fragen von Kunden beantworten und Kundendienstleistungen rund um die Uhr anbieten. Dadurch können Finanz- und Versicherungsunternehmen Kosten sparen und Kunden einen besseren Service bieten.

Weiterentwicklung der Robo-Advisors

Die Evolution im Bereich Robo-Advising hat sich fortgesetzt, wodurch diese digitalen Vermögensverwalter noch individueller und benutzerfreundlicher geworden sind. Im Jahr 2023 konnten Kunden somit von verbesserten Dienstleistungen zur Verwaltung ihrer Investitionen profitieren.

Kundenbedürfnisse im Fokus

Die Erwartungen der Kunden in der Finanz- und Versicherungsbranche entwickeln sich ständig weiter. Transparenz, Flexibilität und massgeschneiderte Lösungen stehen dabei im Mittelpunkt. Unternehmen müssen ihre Angebote entsprechend anpassen, um diesen sich ändernden Bedürfnissen gerecht zu werden.

Das Online-Banking hat sich daher weiterentwickelt. Kunden haben nun mehr Möglichkeiten, ihre Bankgeschäfte online zu erledigen. Dazu gehören VideoChats mit Beratern, die Möglichkeit, Finanzprodukte online zu kaufen und zu verkaufen sowie die Integration von KI zur Unterstützung bei Finanzentscheidungen.

Neue Versicherungsprodukte sind auf den Markt gekommen, die den veränderten Bedürfnissen der Kunden angepasst sind. Hierzu zählen nachhaltige Versicherungsprodukte, Versicherungen für die Sharing Economy sowie Produkte, die die Bedürfnisse der digitalen Welt abdecken.

Regulatorische Anforderungen

Die gesetzlichen Vorschriften in der Finanz- und Versicherungsbranche werden zunehmend strenger. Unternehmen sind daher gefordert sicherzustellen, dass sie den geltenden Richtlinien entsprechen. Dies kann mit zusätzlichen Kosten und bürokratischem Aufwand verbunden sein.

Im Jahr 2023 sind neue gesetzliche Vorgaben in Kraft getreten, wie beispielsweise die EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID II) und die EU-Richtlinie über Zahlungsdienste (PSD2). Diese Richtlinien beeinflussen die Finanz- und Versicherungsbranche und führen zu zusätzlichem Aufwand und Kosten.

Ausblick für 2024

Die Finanz- und Versicherungsbranche wird sich auch im kommenden Jahr 2024 in einem stetigen Wandel befinden. Unternehmen, die diesen Veränderungen erfolgreich begegnen und sich anpassen, werden langfristig erfolgreich sein.

Das revidierte Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) und die revidierte Aufsichtsverordnung (AVO) treten am 1. Januar 2024 in Kraft. Die neuen Vorschriften sollen den Kundenschutz verbessern und die Transparenz in der Versicherungsvermittlung erhöhen. Dazu gehören unter anderem neue Anforderungen an die Qualifikation von Versicherungsvermittlern, die Pflicht zur Offenlegung von Interessenkonflikten und die Pflicht zur Beratung auf Basis der Bedürfnisse des Kunden.

Die Schweizer Finanz- und Versicherungsbranche hat sich verpflichtet, die Nachhaltigkeitsstandards zu erhöhen. Dazu gehören unter anderem die Verpflichtung zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen, die Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Services und die Förderung nachhaltiger Investitionen.

Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes stärken

Die Digitalisierung wird auch im Jahr 2024 ein wichtiger Trend in der Finanz- und Versicherungsbranche sein. Kunden erwarten heute moderne und digitale Angebote. Finanz- und Versicherungsunternehmen müssen sich auf diese Entwicklung einstellen und ihre Produkte und Services entsprechend ausrichten.

Diese Entwicklungen werden die Schweizer Finanz- und Versicherungsbranche weiter verändern. Sie werden den Kundenschutz verbessern, die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes stärken und die Nachhaltigkeit der Branche fördern.

(Erstpublikation: Management & Qualität Nr. 11-12, Dezember 2023)