Daniel Rieben, Roger Stieger 06/29/2020

Bachelorthesis – der krönende Abschluss des Studiums

Fast vier Jahre ihres Studiums liegen hinter den Studierenden, sieben Semester mit Höhen und Tiefen im «Blended Learning»-Modell, was bedeutet: Flexibilität, Zeitmanagement, Selbstdisziplin und Durchhaltewillen. Dann kommt endlich der Moment, wo sie sich vertieft mit einem Thema befassen sollen, die Bachelorthesis. Zwei Studierende geben einen Einblick in ihre Abschlussarbeiten.

Stromsparpotential für Schweizer Städte 

Daniel Rieben, Absolvent BSc Wirtschaftsingenieurwesen 

Als Teil der Geschäftsleitung von Elektroplan Buchs & Grossen AG plane ich Projekte für Industrie, Gewerbe und Dienstleistung im elektrischen Bereich. Dabei stehen wir täglich vor der Herausforderung, Gebäude energetisch effizient zu planen und wenn immer möglich daraus eigene Kraftwerke zu machen, um einen Beitrag zur Energiestrategie 2050 zu leisten. Nebenbei unterrichte ich am Bildungszentrum Emme als Berufsschullehrer im Bereich Elektro und Energie. 

Bevor ich mich für das Thema meiner Bachelorthesis entschied, überlegte ich mir, welches Thema mich interessiert und mir gleichzeitig etwas im Berufsalltag bringt. Denn so würden die investierten Stunden am Ende tatsächlich einen Mehrwert bringen. Mein definiertes Thema ermöglichte es mir, den Bereich Energie in der Elektrobranche mit Schulen und meinem Wohnort Thun zu kombinieren. 

Mit meiner Untersuchung konnte ich nachweisen, dass die Beleuchtung mit der heutigen LED-Technologie ein grosses Einsparpotenzial gegenüber einer konventionellen Beleuchtung aufweist. Für die Primärerhebung verwendete ich die Werte der bestehenden Beleuchtungsanlagen (Masse der Räume, Ausrichtung, Leistung, Typ etc.) von fünf Schulhäusern in der Stadt Thun. Mithilfe einer Hochrechnung konnte ich dann aufzeigen, dass die Stadt mit der Saniergung der konventionellen Beleuchtungsanlagen zu LED in allen Unter- und Oberstufen-Schulhäusern jährlich 150'000 kWhh Energie einsparen könnte. Diese Energiemenge entspricht folgenden Werten: Ein Elektromobil kann mit dieser Energie 830`000 km fahren, was zirka 20 Erdumrundungen entspricht. Weiter könnten damit 35`000 Smartphones ein Jahr lang geladen werden, diese Menge entspricht ungefähr der Einwohnerzahl der Stadt Bern. Oder es wäre möglich, den elektrischen Verbrauch von 25 Einfamilienhäusern zu decken. Diese Resultate helfen mir und meinem Ingenieurbüro, aufzuzeigen, wie mit einer verhältnismässig kleinen Sanierung viel Energie gespart werden kann.  

Die Bachelorarbeit war vor allem zeitlich eine grosse Herausforderung. Während diesen Monaten musste ich besonders darauf achten, Familie, Job und Thesis unter einen Hut zu kriegen. Ich bin aber stolz, konnte ich die Arbeit erfolgreich abschliessen und mir gleichzeitig neues Know-how aneignen. Zudem konnte ich der Stadt Thun zeigen, dass es sich finanziell wie auch energetisch lohnt, etwas für die Umwelt zu tun.  

Der Weg ist das Ziel

Roger Stieger, Absolvent BSc Ernährung und Diätetik 

Da sitze ich nun in der Bibliothek einer bekannten Wirtschaftsuniversität der Ostschweiz. Hier habe ich während den letzten dreieinhalb Jahren meine Studienzeit neben meiner beruflichen Tätigkeit verbracht. Den Ort habe ich immer als mein «zweites Büro» bezeichnet. Ich gehöre zum Pilostudiengang Ernährung und Diätetik, gestartet im Herbst 2015 in Regensdorf mit dem Endziel Brig im September 2019. 

Der Bereich Ernährung und Diätetik umfasst eine Vielzahl spannender Themen. Die Herausforderung wart es also, ein Thema zu finden, das nicht nur mich interessierte, sondern auch für die Berufswelt von Nutzen ist. Nach intensivem Brainstorming entschied ich mich für das Thema «Nudging in der Schulverpflegung». Der Begriff «Nudging» stammt aus der Ökonome uns basiert auf der IDee, dass Menschen durch gezielte Massnahmen zwanglos zu bestimmten Verhaltensweisen oder Entscheidungen bewegt werden, die für sie selbst oder die Gesellschaft vorteilhaft sind. 

Übertragen auf die Ernährung wollte ich herausfinden, welche Nudging-Massnahmen Schulkinder einer Tagesschule dazu bewegen, mehr Gemüse zu essen. Was sich trivial anhört, ist bei genauerem Hinsehen ein hochkomplexes Konstrukt, das auf Ernährungspsychologie basiert. Die Themenwahl war für mich eine Chance, einen Beitrag für die Gesundheit von Schulkindern zu leisten. 

Die Vorgehensweise bestand aus Beobachtungen des Auswahlverhaltens von Kindern am Mittagsbuffet. Die Herausforderung lag darin, die richtige Methodik zu wählen. Gleichzeitig bestand die Gefahr von Verzerrungen durch Störvariablen im Schulsetting und der Interaktion mit den Kindern. 

Die Untersuchung zeigte, dass Nudging in der Schulverpflegung ein probates Mittel sein kann, um den Gemüseverzehr von Schulkindern zu steigern. Auch wenn die Resultate meiner Bachelorthesis nur eine Tendenz zu einer gesünderen Lebensmittelauswahl zeigen, sehe ich grosses Potenzial in einer Anpassung des Verpflegungsangebotes. Folglich bringt die Arbeit einen Nutzen für Stakeholder wie die Gesunheitsdienste der Gemeinden, die Schulen, Lehrerschaften, Eltern und Schulverpflegungsdienste. 

Mein Fazit ist, dass bei der Erarbeitung der Bachelorthesis nicht nur die Resultate zählen. Der Weg ist das Ziel. Selbstständig für ein Projekt verantwortlich zu sein, wissenschaftlich zu arbeiten und sich mit eigenen und fremden Gedanken kritisch auseinander zu setzen ist ein Gewinn für sich. So liefert die Bachelorthesis nicht nur einen Beitrag zu relevanten Gesellschaftsthemen, sondern ist darüber hinaus auch eine persönliche Bereicherung für den Verfasser.