05/12/2022

Business Breakfast Bau zur Baubranche im Wandel

Am 05.05.2022 fand in der Gleisarena in Zürich das erste FFHS Business Breakfast Bau statt. Die Teilnehmenden vor Ort und vor den Bildschirmen widmeten sich gemeinsam mit den Referierenden dem Thema «Baubranche im Wandel» und beleuchteten die Entwicklungen in der Branche aus verschiedensten Perspektiven.

Moritz Begle von der Firma Erne Holzbau startete mit Digitalisierungsthemen und Fragestellungen, welche den modernen Holzbau in der Schweiz beschäftigen. Bei Erne Holzbau haben sie in diesem Zusammenhang fünf Kernelemente definiert, denen sie sich verschrieben haben. Diese reichen vom digitalen Bauen über die digitale Produktion, der Formfindung bis hin zur Planung. Diese Elemente sind alle miteinander vernetzt. Die Digitalisierung verändert auch die Zusammensetzung der Berufe und der Produktionsverfahren im Unternehmen. Im realisierten Projekt «Future Tree» wurde, von der Firma Erne Holzbau AG, von der Planung bis hin zur Produktion alles digital umgesetzt. Probleme, die in solchen Projekten oftmals auftauchen, sind vor allem im Bereich der Schnittstellen zu finden. Durch unterschiedliche Formate (xls, pdf, 2D, 3D) ergeben sich Reibungsverluste. Eine weitere Herausforderung besteht darin Architekten zur digitalen Planung zu bewegen. Mithilfe eines Konfigurators können Rahmenbedingungen im Vorab definiert werden, damit die Produktion früher einsetzen kann und die Kostensicherheit zunimmt. Dies ermöglicht auch eine transparentere und fairere Zusammenarbeit. Kommunikation untereinander ist aufgrund der wachsenden Komplexität im Bau unabdingbar.

Klaus-Dieter Gölitzer von der Jakob Forrer AG startete seinen Vortrag mit einem Rückblick zu den Anfängen der Digitalisierung in Planungsbüros. Vom Rechenschieber, welcher in den 70er Jahren von den ersten Taschenrechnermodellen abgelöst wurde, über die 80er Jahre mit dem Einzug der PCs mit den ersten Tabellenkalkulationsprogrammen wie Supercalc bis in die 1990er Jahren mit der Einführung von CAD. Eine Problematik, die sich in den vielen Jahren kaum geändert hat, ist diejenige des gegenseitigen Datenaustauschs. Heute nutzen Planungsbüros digitale Möglichkeiten wie Redit und Simulationssoftwares, um etwa Luftströmungen und Temperaturschichten darzustellen und zu untersuchen. Beim Einsatz von Software ist jedoch abzuwägen, inwiefern sich die Expertise im eigenen Haus, vor allem bei kleinen Planungsbüros, auszahlt oder ob es zielführender ist, die Kompetenz von spezialisierten Anbietern einzukaufen. Die Digitalisierung hat der Jakob Forrer AG geholfen, sich als mittelständisches Unternehmen gegen grosse Wettbewerber zu behaupten. Sie werden diese Entwicklung beobachten und weiterhin den digitalen Fortschritt annehmen. Potenzial sieht Klaus-Dieter Gölitzer bei der Auftragsvergabe der Bauherren, welche das Building Information Modeling (BIM) miteinbeziehen.

Dr. Odilo Schoch präsentierte in seinem Vortrag zum Abschluss die Sicht eines grossen öffentlichen Bauherrn am Beispiel der ASTRA. Dabei stellte er die Frage, ob die Bauindustrie die Rentabilität sieht, mit Daten und digital zu arbeiten. Die Anforderungen an die Mitarbeitenden in der Baubranche ändern sich schnell. Der klassische Ingenieur ist heute interdisziplinär unterwegs und sollte zusehends über IT-Know-how verfügen. Die Digitalisierung in der Baubranche kommt aus einem Leidensdruck heraus und ein Bauunternehmer muss Kostensicherheit gewähren, was durch die Digitalisierung erleichtert wird. Dank der Profitabilitätsrechnung kann entschieden werden, welche Projekte Priorität haben. Damit wird durch die vorhandenen Daten die Entscheidungsfindung vereinfacht. Eine Problematik dabei sind die fehlenden Standards, die für IT-Anwendungen wichtig sind. Die Datenpakete, welche verarbeitet werden müssen, werden immer grösser. Nutzungsvereinbarung mit klaren Angaben sowie der Aufbau der Softwarekompetenz, um die Daten auszuwerten, sind zunehmend unabdingbar.

Im abschliessenden Diskurs mit den Teilnehmenden, moderiert durch Yvonne Ganz, Dipl. Architektin ETH, wurde der zunehmende Wettbewerbsdruck und der daraus entstehende Zwang zur Rationalisierung im Bau, der mit der Digitalisierung unterstützt wird, als grosse Herausforderungen im digitalen Fortschritt der Branche benannt. Zudem hat sich die Art, wie wir zusammenarbeiten und die Räumlichkeiten nutzen verändert. Dies erfordert neue Konzepte, wo sich die Immobilienbranche neu erfinden muss. Gleichzeitig sind alte Werte, die das Zusammenarbeiten beeinflussen, sowie das Ethikbewusstsein in der Baubranche zentral. Denn Kommunikation, sei es zwischen Daten oder den Menschen, ist und bleibt das Kernelement am Bau, denn die Menschen bauen immer noch für Menschen.