Melanie Biaggi 12/07/2023

«Das Blended-Learning-Modell der FFHS ist eine Pionierleistung»

Die FFHS ist nach 25 Jahren in der schweizerischen Hochschullandschaft etabliert. Eine Erfolgsgeschichte, die mit einer Vision und 26 Studierenden im Wallis begann. Christophe Darbellay, Walliser Bildungsminister, über die Bedeutung der FFHS für das Wallis, den Fachkräftemangel und seine eigene Studentenzeit.

Christophe Darbellay, was waren Sie für ein Schüler? Gehörten Sie zu den Minimalisten oder doch eher zu den Strebern?
Zum Glück habe ich sehr schnell und einfach gelernt. Aber ich habe effektiv nur das Minimum gemacht. Ich war sehr zerstreut und das war ein Problem für meine Lehrer. Später beim Studium habe ich dann Gas gegeben und das hat sich zum Glück auch in den Noten gezeigt.

Die Zahl der Kinder nimmt schweizweit parallel zum generellen Wachstum der Bevölkerung zu. Ist der Lehrermangel auch im Wallis ein Problem?
Im Oberwallis ist die Situation etwas akuter als im Unterwallis. Im aktuell laufenden Schuljahr, wie bereits in den vergangenen, mussten wir deshalb nach Lösungen suchen. Im Oberwallis haben wir zahlreiche Stellen mit Studierenden der Pädagogischen Hochschule (PH), die im letzten Ausbildungsjahr sind, besetzt. Sie studieren und unterrichten jeweils halbzeitig. Die PH Wallis betreut diese Studierenden sehr eng und es funktioniert gut. Aber es ist eine Notlösung und wir wollen dem Lehrermangel eigentlich Paroli bieten.

Angesichts der dynamischen Entwicklung der Bevölkerung im Wallis also eine echte Herausforderung?
Genau, schweizweit hat das Wallis fast die dynamischste Bevölkerungsentwicklung. Konkret arbeiten Lehrerinnen und Lehrer im Wallis durchschnittlich in einem 50- bis 60-Prozent-Pensum. Das heisst, wir müssen für eine Arbeitsstelle zwei Personen ausbilden. Mehr Schüler brauchen mehr Lehrer und diese sind vor allem im Oberwallis schwer zu finden.

Weil die jungen Oberwalliserinnen und Oberwalliser lieber an einer Pädagogischen Hochschule ausserhalb des Kantons studieren und später nicht ins Wallis zurückkehren wollen?
Ja. Nehmen wir beispielsweise die Maturandinnen und Maturanden des Kollegiums Spiritus Sanctus in Brig. Die gehen ungerne zwei Strassen weiter in der Briger Burgschaft an die PH. Deshalb müssen wir die Pädagogische Hochschule attraktiver machen. Und das werden wir mit dem geplanten neuen Bildungscampus, der bis voraussichtlich 2028 westlich des Briger Spitals entstehen soll und in dem auch die Pädagogische Schule untergebracht ist, auch schaffen.

Für eine gute Ausbildung auch im tertiären Bereich muss heute eigentlich niemand mehr den Kanton Wallis verlassen?
Nicht unbedingt. Heute bietet unser Kanton viel mehr Möglichkeiten an, sich auszubilden. Beispielsweise ist ein Masterstudiengang etwa an, der FFHS möglich, das war früher anders. Im tertiären Bereich konnten wir uns in den vergangenen Jahren stark verbessern. Aber natürlich ist es nicht verboten, ausserhalb des Kantons zu studieren. Gut wäre, wenn die Absolventinnen und Absolventen später zurückkehren.

Weil im Wallis wie in anderen Schweizer Kantonen die Fachkräfte fehlen?
Die Walliser Wirtschaft hat sich rasant entwickelt. Lonza, Scintilla und viele weitere sind grosse Unternehmen, die international agieren. Mittlerweile rekrutieren wir im Wallis die Mitarbeitenden weltweit. Wir wollen aber, dass auch die jungen Walliserinnen und Walliser ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Deshalb müssen sie wissen, dass es in unserem Kanton auch für hochqualifizierte Personen zahlreiche Karrieremöglichkeiten gibt.

Weiterführende Links

  • 25 Jahre FFHS