04/23/2024

Mit einem Sprung zum Master

Ronja Wengi will es weit bringen – vorerst weiter als 6.41 Meter, ihre bisherige persönliche Bestleistung. Die junge Weitspringerin macht an der FFHS ihren Bachelor of Science in Osteopathie. Damit gehört sie zum ersten Jahrgang, welcher dieses Studium absolviert.

Wenn es bei Ronja Wengi irgendwo zwickt oder schmerzt, weiss sie inzwischen, was vielleicht die Ursache sein könnte, sieht Zusammenhänge zwischen verschiedenen Körperregionen. «Wenn mein Knie schmerzt, kann das viele Ursachen haben. Es könnte sogar etwas mit meiner Ernährung oder meinem Gemütszustand zu tun haben. Osteopathie beschränkt sich nicht nur auf das Körperliche», sagt Wengi.

Über eine halbe Million Menschen lassen sich laut einer Studie in der Schweiz jährlich osteopathisch behandeln. Osteopathie ist ein Gesundheitsberuf mit Ausbildung auf Master-Niveau. Schulmedizin wird dabei ergänzt durch osteopathische Kompetenzen – dennoch muss die junge Studentin immer wieder erklären was eine Osteopathin genau macht: «Natürlich gibt es immer noch Leute, die generell Osteopathie für Scharlatanerie halten. Da muss man noch Aufklärungsarbeit leisten», betont Wengi. Die Osteopathie beschränke sich nicht nur auf den Körper, sondern schaue die gesamten Lebensumstände eines Menschen an. Die Psyche, das soziale Umfeld, die Arbeitssituation oder die Ernährung.

Schmerzfreie Studienwahl

Die 21-jährige Wengi, die Leistungssport beim Leichtathletik Klub Zug betreibt, führten Schmerzen zu einem Osteopath und damit schlussendlich auch zu ihrem Studium. Sie hat die Fachmaturität mit Ausrichtung Gesundheit absolviert und wollte schon immer ein Studium im Gesundheitsbereich machen. Nach einer Sportverletzung, liess sie sich osteopathisch behandeln, nachdem ihr weder Physiotherapie noch die klassische Schulmedizin helfen konnten. «Nach wenigen Sitzungen war ich schmerzfrei. Da wusste ich, dass ich das studieren will», so Wengi.

Ein Bachelorstudium in Osteopathie war damals nur in Freiburg möglich. Für Wengi kam das nicht in Frage. Zum einen wegen ihrer Französischkenntnisse, wie sie sagt, zum anderen wegen des Sports. «Ich hätte mir einen neuen Verein zum Mittrainieren suchen oder lange Wege zum Training in Kauf nehmen müssen. Mein Osteopath hat mir dann vom Studium an der FFHS erzählt, das damals erst in Planung war». Und Wengi hatte Glück. Nach der Fachmatura stand fest: Ab Frühling 2023 bietet die FFHS einen Bachelor in Osteopathie an. Damit gehört sie zum ersten Jahrgang, der diesen Studiengang absolviert. Inzwischen ist sie im dritten Semester.

Spannender Klassenmix

Ronja Wengi schätzt vor allem das flexible Studienmodell der FFHS. Im Osteopathiestudium absolvieren die Studierenden 60 Prozent des Studiums im begleiteten Selbststudium, 40 Prozent finden als Präsenzunterricht statt. «Ich kann mir meine Lernzeit gut selbst einteilen und so Studium und Sport unter einen Hut bringen», erklärt Wengi. Mit 21 Jahren gehört Wengi zu den Jüngsten in ihrer Klasse, die sowohl vom Werdegang als auch vom Alter her bunt gemischt ist. Genau dieser Mix mache es sehr spannend. «Ich bin eine der Jüngsten und wohne noch zu Hause. Ich kann von der Lebenserfahrung der älteren Mitstudierenden lernen», sagt Wengi.

Für die junge Athletin war das Onlinestudium an der FFHS nichts Ungewöhnliches. Schon während der Coronapandemie gehörte der Onlineunterricht zum Schulalltag, inklusive Prüfungen. Ein Studium im Allgemeinen, aber vor allem ein Studium mit einem solchen Modell wie an der FFHS, erfordert viel Selbstdisziplin. Diese Disziplin bringt Ronja Wengi aus dem Sport mit. Im Leistungssport habe sie gelernt, durchzuhalten und auf die Zähne zu beissen, das zahle sich jetzt im Studium aus. Sie lerne am besten, wenn sie den Stoff zusammenfasse, auf Lernkarten transkribiere und diese dann überall hin mitnehme. Im Zug auf dem Weg zum Training gehe sie diese dann durch. Eine feste Lernzeit habe sie nicht. Mal sei sie morgens am effektivsten, mal abends.

In der Osteopathie sind manuelle Behandlungen ein zentrales Element. Wengi freut sich deshalb auch immer wieder auf den Präsenzunterricht, die Übungen und den Austausch mit den anderen Studierenden und Dozierenden.

Sport und Studium parallel

Was hat Ronja Wengi in ihrem Studium gelernt, das sie in ihrem Alltag bereits anwenden kann? «Sehr viel. Mein Allgemeinwissen, zum Beispiel auch in Rechtsfragen in Bezug auf das Gesundheitswesen, hat sich enorm erweitert. Ausserdem verstehe ich jetzt manche Zusammenhänge im Körper viel besser». Sport und Studium parallel – das ist für Wengi ideal. Ihr Ziel: den Bachelor in drei Jahren schaffen und gleichzeitig ihre Leistungen beim Weitsprung kontinuierlich verbessern. Und was wünscht sich Wengi für ihre Zukunft? «Die Teilnahme an einer Europa- oder Weltmeisterschaft und Olympia 2028 und den Masterabschluss in Osteopathie».

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