06/02/2022

FFHS Business Breakfast: Führen in der Krise

Seit mehr als zwei Jahren befinden wir uns im Krisenmodus. Dieser geht einher mit Veränderungen im Führungsverständnis und in der Unternehmenskultur. Wie Führungskräfte einen passenden Umgang mit den veränderten Bedingungen finden, zeigten Dr. Tobias Heilmann und seine Gäste am vergangenen Business Breakfast.

Viele Mitarbeitende haben sich im Laufe der Coronakrise mit den neuen Gegebenheiten des «Remote Work» angefreundet und die Vorteile darin kennen und oftmals auch schätzen gelernt. Führungskräfte müssen daher nun gezielt überlegen, ob und wie sie ihr Team wieder zurück ins Office beordern.

Untersuchungen zeigten in jüngster Vergangenheit unter anderem, dass sowohl die Produktivität als auch die Mitarbeiterzufriedenheit steigen, wenn Angestellte abwechselnd im Home Office und im Büro arbeiten können. Nikola Döbrich von der Raiffeisen Schweiz schilderte etwa, dass ihr Unternehmen den Mitarbeitenden ein Modell anbietet, welches 20% Arbeiten im Office vorschreibt. Die übrigen 80% können den individuellen Ansprüchen zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten ausverhandelt werden. Dies schafft Vertrauen und führt zu einer spürbaren Zunahme der Motivation und einer Leistungssteigerung.

Dr. Daniel Kühneisen von INZMO wünscht sich in seinem Umfeld von Seiten des Gesetzgebers eine Anpassung an die Bedürfnisse der heutigen Zeit. In der Versicherungsbranche ist es derzeit oftmals nur eingeschränkt möglich, sowohl die Teams nach den Unternehmensbedürfnissen zusammenzusetzen, als auch das Arbeiten der Teams individuell und flexibel zu gestalten.

Dass das Arbeiten im Homeoffice nicht für jedermann geeignet ist, steht ausser Zweifel. Es wird hierbei ein hohes Mass an Selbstorganisation abverlangt. Zudem gelten als Voraussetzungen ein gutes Zeitmanagement, die vorhandenen technischen Möglichkeiten im Homeoffice und die Fähigkeit der Trennung von Privatleben und Arbeitsleben zu meistern.

Wieviele Tage sollen Mitarbeiter nun im Homeoffice verbringen? Eine Studie der Harvard Business School von Prithwiraj Choudhury und Tarun Khanna kam hierbei zum Ergebnis, dass Teams dann am besten arbeiten, wenn sie ein bis zwei Tage die Woche ins Büro kommen. So bekämen die Arbeitnehmer die Flexibilität, die sie bräuchten und halten dennoch den sozialen Kontakt aufrecht. Laut Dr. Daniel Kühneisen wird dies bei INZMO so gelebt. Die Mitarbeitenden werden Montag und Freitag ins Büro beordert und können den Rest der Woche den Arbeitsort flexibel gestalten.

In welchem Ausmass in den Zeiten nach der Coronapandemie eine Rückbeförderung ins Büro stattfinden wird, hängt wohl auch von den individuellen Kosten- und Nutzen-Faktoren des jeweiligen Arbeitgebers ab – dabei spielen Werte wie Unternehmenskultur, Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität eine entscheidende Rolle. Die Aufrechterhaltung der Identifikation mit dem Arbeitgeber durch die Einbeziehung der Bedürfnisse des Arbeitnehmers und die Ansätze des transformalen Führungsstils sollten in der «Post-Covid» Zeit nicht vernachlässigt werden.