08.05.2025

Roger Stieger: Für eine gesündere Stadt St. Gallen

Roger Stieger ist Ernährungsberater bei der Stadt St. Gallen. Für gutes Essen hat sich der 44-Jährige schon immer interessiert und liess sich unter anderem zum Koch ausbilden. Seit seinem Bachelorstudium in Ernährung und Diätetik an der FFHS engagiert er sich vor allem in der Prävention – wie genau, erzählt er im Interview.

Roger Stieger, Sie sind der Ernährungsberater der Stadt St. Gallen. Da haben Sie viel zu tun?
Das tönt nun etwas übertrieben. Denn ich kann ja nicht 80'000 Leute betreuen. Es sind aber immerhin 6‘500 Kinder und Jugendliche in der Stadt St. Gallen, die vom Angebot profitieren können. Beim Schulärztlichen Dienst gehört es zu meinen Aufgaben, zu überprüfen, ob bei den Mittagstischen der Oberstufenschulen und den 16 Tagesbetreuungen der Primarschulen die Kriterien des Qualitätslabels «Fourchette Verte» eingehalten wird. Ich werde auch von Lehrpersonen in den Unterricht eingeladen, um über eine ausgewogene und nachhaltige Ernährung zu sprechen. Es geht auch darum, den Kindern zu erklären, wie sie sich mit Essen etwas Gutes tun können. Auch spreche ich an Elternabenden und biete Ernährungscoachings für Kinder und Jugendliche an. 

Früher gab es an Schulen noch keine Ernährungsfachpersonen. Haben wir verlernt, ausgewogen zu essen?    
Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in den letzten fünfzig Jahren fundamental verändert. Dazu hat einerseits der überall erhältliche Fast Food beigetragen. Auch gibt es heute in den Industrieländern einen Überfluss an verarbeiteten Lebensmitteln, die Auswahl ist riesig. Essen ist heute nicht mehr überlebenswichtig, die Schnellverpflegung passt zur Schnelllebigkeit. Der Wohlstand eines Landes korreliert, was die Ernährung betrifft, auch mit der Volksgesundheit. Nichtübertragbare Krankheiten wie Herzkreislauferkrankungen, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes können oftmals auf eine ungesunde Ernährungsweise zurückgeführt werden. Für eine ausgewogene Ernährung muss man sich Zeit nehmen, heute ist das manchmal nicht so einfach. Ich vergleiche unseren Körper gerne mit einem Auto. Wenn da nicht das richtige Benzin reinkommt, kann der Motor ins Stottern geraten und schlussendlich kaputtgehen. 

Sie haben Sportwissenschaften studiert, jetzt sind sie in einem zwar verwandten, aber doch ganz anderem Feld tätig?  
Ich habe mich schon immer fürs Essen interessiert. Schon als Kind stand ich gerne in der Küche und half beim Kochen. Ein Sportstudium war nach der Matura naheliegend. Während dem Studium wollte ich bewusst einmal mit den Händen arbeiten. Ich reiste nach Kanada und half auf einem Bauernhof aus. Zurück in der Schweiz habe ich mich dann zum Koch ausbilden lassen. Doch das reichte mir nicht, ich wollte meinen Wissensdurst stillen, meinen Geist nähren und so bin ich zur FFHS gekommen.  

Hat Ihnen Ihr Vorwissen als Koch im Studium geholfen? 
Ja, das hat mir schon geholfen. Was mich vor allem an diesem Studiengang gereizt hat, war, dass man den Aspekt Ernährung und Gesundheit verbinden kann. Ich wusste aber schon während meines Studiums, dass ich kein Ernährungsberater im klinischen Setting werden will. Mich motiviert es, mit Menschen zu arbeiten, bevor sie krank werden, also in der Gesundheitsförderung und Prävention. 

Was haben Sie im Studium gelernt, was Sie überrascht hat?  
Vor allem die ganzen medizinischen Aspekte, also was in unserem Körper passiert, wenn wir ein bestimmtes Lebensmittel essen. Das war sehr faszinierend. Auch das Erlernen der psychologischen Aspekte, welche eine grosse Rolle spielen im Ernährungsverhalten des Menschen, war sehr lehrreich. 

Warum würden Sie ein Studium an der FFHS weiterempfehlen?  
Das flexible Studienmodell der FFHS, dass es den Studierenden ermöglicht Beruf, Familie und Studium unter einen Hut zu bringen, wäre für meine Empfehlung ein Aspekt. Überzeugt hat mich vor allem auch der Aufbau des Studiums. Ich konnte meine bis dahin erworbene Kompetenzen festigen und ausbauen und neue, wie etwa Beratungskompetenzen erwerben.