Lernen im Unternehmen mithilfe von Gen KI
Wie kann das Lernen im Unternehmen mit generativer KI unterstützt werden? Sowohl fürs Bereitstellen von Lernmöglichkeiten wie beim Lernen selbst können KI-Technologien wie ChatGPT und ähnliche Systeme gezielt und gewinnbringend zum Einsatz kommen. Welche Möglichkeiten es gibt, und was beachtet werden muss, erfahren Sie im Beitrag.

Mitarbeitende müssen zu einem gekonnten, sinnvollen und korrekten Umgang mit generativer KI befähigt werden – und es darf auch Spass machen. (Foto: Windows)
Generative KI ist für Unternehmen Realität. Die Unterschiede liegen darin, wie gezielt dort das Thema behandelt und vorangetrieben wird. Während die einen Unternehmen Strategien und Einsatzszenarien erarbeitet und bereits eigene, massgeschneiderte KI-Technologien im Einsatz haben, stehen andere erst am Anfang. Da Mitarbeitende heute unabhängig vom Standpunkt ihres Unternehmens ohnehin Zugang zu KI-Werkzeugen haben und diese über menschliche Sprache intuitiv nutzen können und vermehrt einsetzen, ist ein verantwortungs- und planvoller Umgang mit dem Thema generative KI für Unternehmen unerlässlich.
Verantwortungsbewusster Umgang als Schlüssel
Mitarbeitende müssen zu einem gekonnten, sinnvollen und korrekten Umgang mit generativer KI befähigt werden. Sie müssen dafür die Haltung, Strategie und Herangehensweise des Unternehmens bezüglich generativer KI kennen und vorgelebt sehen. Ihnen muss bewusst sein, wozu und wie sie generative KI in ihrem Arbeitsalltag nutzen können, dürfen und sollen – und wozu etwa nicht. Selbst wenn Mitarbeitende im Privaten KI längst für allerlei einsetzen, muss im Unternehmen dieses Bewusstsein aktiv gebildet und müssen entsprechende KI-Kompetenzen aufgebaut und gepflegt werden. Dies dem Zufall zu überlassen, wäre fahrlässig.
Erarbeitet werden kann dies über Sensibilisierungsmassnahmen, Trainings und das individuelle und gemeinsame Lernen in der täglichen Arbeit. Während beispielsweise die Nutzung eines neuen Zeiterfassungssystems, zugespitzt gesagt, einmalig erlernt wird, beinhalten KI-Kompetenzen anspruchsvolle Fertigkeiten, die fortlaufend ausgebaut und verfeinert werden sollen. Die generative KI antwortet einem zwar immer, die Qualität der Antwort hängt dabei aber stets von der jeweiligen Frage – dem Prompten – ab. Zudem entwickeln sich diese Systeme rasant weiter. Mitarbeitende müssen in diesem permanenten Lernprozess aktiv begleitet werden.
Lernangebote neu gedacht: Mit KI kreativ und effizient entwickeln
Generell sollten alle Mitarbeitenden im Umgang mit KI unterstützt werden. Und ganz besonders gilt dies für die Verantwortlichen der Personalentwicklung. Sie nehmen bei der Thematik eine Schlüsselrolle ein. Zum einen, indem sie durch ihre Funktion geeignete Initiativen und Massnahmen zur KI-Qualifizierung der Mitarbeitenden mitwirkend initiieren, gestalten und allenfalls begleiten. Zum anderen dadurch, dass sie selbst generative KI wirkungsvoll für die Entwicklung von neuen Lernmöglichkeiten aller Art einsetzen. Die generative KI kann dabei helfen, Lernangebote noch facettenreicher und attraktiver zu gestalten und zudem rascher bereitzustellen, und unterstützt so das Lernen der Mitarbeitenden merklich.
Mithilfe generativer KI können Ideen für Lernangebote entwickelt sowie Konzepte und Drehbücher für solche ausgearbeitet werden. Basierend auf Vorgaben lassen sich Texte erstellen oder aus bestehenden Inhalten heraus extrahieren und zielgruppengerecht formulieren sowie in verschiedene Sprachen übersetzen. Bilder und sogar ganze Lernvideos können mit KI realisiert oder optimiert werden. Testfragen lassen sich aus den gegebenen Zielen und Inhalten herleiten. Vieles ist möglich, aber wichtig ist dabei stets: Dies alles geschieht nicht einfach per Knopfdruck und auch nicht pfannenfertig. Mediendidaktische und -gestalterische Kompetenzen sind nach wie vor entscheidend, um als Mensch Ergebnisse der mitarbeitenden KI zu beurteilen und zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen.
Der Weg zur Symbiose zwischen Mensch und Maschine
Bei der Konzeption und Entwicklung von neuen Lernangeboten können ebenfalls Fachpersonen der auftraggebenden Unternehmensbereiche einbezogen werden. Mithilfe generativer KI können sie bestimmte Elemente für ein Lernangebot selbst erstellen und liefern. Sie benötigen dafür Vorgaben, Vorlagen und Anleitungen sowie geeignete Prompts, welche durch die Personalentwicklung bzw. das Instruktionsdesign-Team bereitgestellt werden und sie darin unterstützen. Bestimmte Arbeitsschritte werden damit von den thematischen Fachpersonen übernommen, und sie entlasten dadurch Lerndesigner. Die Planung, Begleitung und Qualitätskontrolle müssen jedoch weiterhin durch die Lernspezialisten erfolgen.
In digitale Lern- oder Arbeitsumgebungen integrierte und hierfür konzipierte KI-Systeme können als Lernassistenten Mitarbeitende in deren Lernprozessen zur Seite stehen und sie unterstützen. Der KI-Assistent wird dabei zum persönlichen Lernbegleiter und erstellt etwa personalisierte Lerninhalte und -sequenzen und gibt interaktiv in einem Dialog Antworten auf thematische Fragen. Durch die Analyse von Lernverhalten und -fortschritten kann die KI massgeschneiderte Empfehlungen geben und gezielte Übungen anbieten. Es gibt hier spannende Möglichkeiten. Man muss aber realistisch sein. Investitionen hierfür, mögliche Potenziale, tatsächlicher Nutzen sowie Gefahren und Risiken sind kritisch zu prüfen.
Die gekonnte Nutzung solcher KI-Assistenten beim Lernen erfordert von den Mitarbeitenden nebst den guten KI-Kompetenzen auch (Selbst-)Lernkompetenzen. Die sind zwar immer wichtig, aber hier besonders. Mitarbeitende müssen ihr Lernen initiieren, aufrechterhalten, kritisch reflektieren, steuern und organisieren können. Die KI-Lernassistenten bieten Unterstützung, die Verantwortung fürs Lernen bleibt jedoch beim Menschen. Wer sich, sein Lernen, das Zusammenspiel dabei mit der KI sowie deren Möglichkeiten, Einfluss, Ergebnisse und Grenzen immer wieder prüft und darauf abgestützt handelt, behält das Ruder für das eigene Lernen in der Hand. Diese Kompetenzen sind im Unternehmen mit den Mitarbeitenden aufzubauen und fortlaufend zu fördern.
Letztlich geht es beim Lernen und Arbeiten unter Einbezug von generativer KI darum, eine Symbiose zwischen menschlicher Intelligenz und künstlicher Intelligenz zu schaffen. Nur so können Unternehmen und Mitarbeitende das Potenzial von KI-Systemen gewinnbringend ausschöpfen. Gleichzeitig stellen wir damit sicher, dass der Mensch in einer KI-gestützten Arbeitswelt nicht nur relevant bleibt, sondern mit seinen einzigartigen Fähigkeiten wie Intuition, Kreativität, Empathie, ethischem Urteilsvermögen, sozialer Verantwortung und dem Verstehen komplexer Zusammenhänge aufblüht. Die Unternehmen, die dies verstehen und umsetzen, werden die Leader von morgen sein.
(Erstpublikation: PersonalSchweiz Nr. 5 / 2025)