Marc Garbely, Franziska Hirt 30.09.2019

Worauf Sie beim digitalen Lernen achten sollten?!

Die digitale Transformation macht auch vor der betrieblichen Aus- und Weiterbildung nicht Halt. Die Bedeutung des digitalen Lernens und der Einsatz digitaler Lernangebote nehmen zu. Diese Entwicklung zeigt zum Beispiel der Branchenmonitor «E-Learning-Wirtschaft» 2018 des unabhängigen deutschen Forschungsinstituts mmb.

Einen zunehmenden Bedarf nach Qualifizierung im Bereich der digitalen Bildung stellen auch wir von der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) bei der Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten im Bereich Digital Education fest. Die Verbreitung des modernen Lernens variiert dabei jedoch von Unternehmen zu Unternehmen noch stark.

Lernen – ganz flexibel

Digitales Lernen bietet Unternehmen handfeste Vorteile. Aus- und Weiterbildungen können orts- und zeitunabhängig durchgeführt werden – auch mobil. Mitarbeitende sollen Trainings dann absolvieren, wenn der Bedarf gegeben ist und wann es der Arbeitsalltag zeitlich am besten zulässt. Anstatt auf den nächsten Kursstart zu warten, können sich Mitarbeitende direkt online weiterbilden.

Dies kann mittels betriebsinterner als auch mithilfe digitaler Lernangebote externer Anbieter geschehen. Lerngeschwindigkeit, Lernintensität und – wenn vorgesehen – Lernpfade können die Mitarbeitenden entsprechend ihren persönlichen Voraussetzungen wählen. Auch lässt sich über adaptive Lernsysteme das Lernen personalisieren. Vorkenntnisse können so zum Beispiel bestimmen, was die Mitarbeitenden als nächstes lernen müssen. Digitales Lernen steht für bedarfsgerechtes, smartes Lernen. Es ist ein Schritt weg vom Lernen nach dem Giesskannenprinzip.

Vorteile – für gross und klein

Die Notwendigkeit für lebenslanges Lernen und die Vorteile von digitalem Lernen gelten nicht nur für Grossunternehmen. Ebenso für KMUs ist dies ganz besonders wichtig, wo letztlich ein noch stärker limitierter Pool an Mitarbeitenden und somit auch an Kompetenzen insgesamt gegeben ist. Um die Mitarbeitenden rechtzeitig für die Anforderungen eines sich fortwährend verändernden Umfeldes fit zu machen, sind flexible Aus- und Weiterbildungskonzepte essenziell.

Digitales Lernen eignet sich aufgrund der hervorragenden Skalierbarkeit natürlich dort, wo zahlreiche Mitarbeitende innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes geschult werden müssen. Führt etwa ein Unternehmen mit 300 Mitarbeitenden eine neue Software ein oder muss dieses Produkt- oder Sicherheitsschulungen durchführen, sind digitale Trainings prädestiniert.

Genauso eignen sich digitale Lernangebote aber auch für immer wiederkehrende Trainings, z. B. im On-Boarding-Bereich. Neue Mitarbeitende müssen nicht in kleinen Gruppen zu festen Zeitpunkten ineffizient geschult werden, sondern sie können die Einführungstrainings online mithilfe digitaler Angebote machen – unabhängig davon, wann und wo sie in das Unternehmen eintreten. Wenn immer angebracht, lassen sich digitale Trainings selbstverständlich mit herkömmlichen Schulungen kombinieren. So können z. B. Verkaufsschulungen aus Online-Trainings wie auch aus Trainings vor Ort bestehen.

Gewusst wie!

Damit digitales Lernen erfolgreich sein kann, ist einiges zu beachten. Drei ganz wesentliche Punkte wollen wir hier hervorheben:

1. Lernen first: Die Möglichkeiten der Technologie sind verlockend. Beim digitalen Lernen geht es aber in erster Linie ums Lernen. Didaktische Überlegungen müssen dementsprechend Vorrang haben. Aus einer Perspektive, bei der die Lernenden im Mittelpunkt stehen, sind digitale Lernangebote didaktisch seriös zu konzipieren. Mit den digitalen Lernangeboten sollen die Mitarbeitenden tatsächlich Kompetenzen aufbauen und Lernziele erreichen können. Die Technologie unterstützt sie dabei. Die Technologie darf aber keineswegs zum Selbstzweck eingesetzt werden.

2. Lernen neu denken: Der virtuelle Raum unterscheidet sich vom physischen Raum. Das Lernen kann nicht einfach eins zu eins aus dem physischen Präsenzsetting in ein digitales Produkt überführt werden. Digitales Lernen muss für den digitalen Raum konzipiert werden. Lernangebote sind didaktisch so zu konzipieren, dass sie einer virtuellen Lernumgebung gerecht werden und deren Vorteile gezielt nutzen. Dies beinhaltet Online-!nteraktivität, damit Lernende sich auch ohne oder mit weniger physischem Austausch unterstützt fühlen. Beispielsweise sollten Online-Übungsaufgaben mit simultanem Feedback versehen, Diskussionen in Online-Foren aktiv stimuliert und auch Lernvideos interaktiv gestaltet werden. Lernen hat also Vorrang, das Wie muss aber zweifelsohne auf die virtuelle Lernwelt abgestimmt sein.

3. Learning Usability: Beim digitalen Lernen treffen Mensch und Technologie aufeinander. Lernen kann nur erfolgreich sein, wenn diese Schnittstelle passend auf die Lernenden ausgestaltet ist. Digitale Technologien und Lernangebote müssen gebrauchstauglich sein. Sie sollen effektiv, effizient und zufriedenstellend nutzbar sein – eben usable. Nur wenn das gegeben ist, können Mitarbeitende beim digitalen Lernen ihren Fokus auf das Wesentliche, das Lernen, legen.