27.10.2021

«Mir liegt das Thema duale Karriere sehr am Herzen.»

Sie garantieren den Praxisbezug und die Qualität des neuen Studiengangs Betriebsökonomie Sportmanagement und stellen ihr Netzwerk im Sportbusiness zur Verfügung– das Advisory Board. Mike Kurt über seine Motivation, Teil dieses Gremiums zu sein.

Der ehemalige Spitzenathlet Mike Kurt war fast zwei Jahrzehnte als Slalomkanute an der Weltspitze. Aktuell ist er in diversen Sportgremien und als selbständiger Unternehmensberater bei Tech- und Innovationsprojekten tätig. Seit Kurzem gibt Mike Kurt sein Know-how im Bereich Sport, Unternehmertum und Management auch an der FFHS als Dozent und als Mitglied des Advisory Boards im neuen Studiengang Betriebsökonomie Sportmanagement weiter.

Mike Kurt, was ist Ihre «Mission», die Sie im Advisory Board verfolgen?
Mir liegt das Thema «duale Karriere» sehr am Herzen. Ein wichtiges Element der Schweizer Sportförderung ist, dass Athleten auf tertiärer Stufe sowie auf allen Stufen Ausbildung und Sport kombinieren können. Deshalb setze ich mich auch als Präsident von Swiss University Sports, dem Dachverband des Hochschulsports, und im Exekutivrat von Swiss Olympic dafür ein, die Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium zu verbessern. Auf der anderen Seite ist es mir ebenso ein Anliegen, dass wir gute Sportmanagerinnen und -manager ausbilden.

Was hat Sie motiviert, beim neuen Studiengang Betriebsökonomie Sportmanagement als Dozent tätig zu sein?
Die FFHS bietet natürlich eine optimale Studienform für Athletinnen und Athleten. Das zeit- und ortsunabhängige Studieren in Kombination mit Präsenzunterricht ist ein Modell, das ich sehr unterstütze. Neben der Studienform bin ich auch überzeugt davon, dass die Schweiz gute Sportmanagerinnen und -manager braucht, weil sich der Sport momentan extrem verändert. Es gibt neue Herausforderungen mit der Digitalisierung, neue Formen der Monetarisierung und wie Sport ausgeführt wird. Wenn ich hier einen Beitrag leisten kann, Sportmanager auszubilden, vor allem bei den Themen, die mir sehr am Herzen liegen, wie Digitalisierung und Innovation, dann ist dies positiv.

Ein paar Jahre zurückversetzt, als Sie noch aktiver Spitzensportler waren – hätten Sie auch das Studium Betriebsökonomie Sportmanagement gewählt?
Ja, das ist durchaus möglich, dass ich damals diesen Studiengang gewählt hätte. Ich war ja auch nicht weit weg davon, ich habe Betriebswirtschaft studiert – da gibt es viele ähnliche Elemente. Mittlerweile gibt es einige Sportmanagementstudiengänge und das ist auch enorm wichtig. Die Schweiz ist Gastland von fast allen internationalen Verbänden. Es gibt also gute Berufschancen für Absolventen, die in Verbänden arbeiten möchten, auch international.

«Mir liegt das Thema duale Karriere sehr am Herzen.»

Als Ökonom sind Sie in verschiedenen «Welten» zuhause: im Spitzensport und in der Wirtschaft. Gibt es hier Gemeinsamkeiten?
Ja, das ist unbestritten so. Vor allem im Unternehmertum und Spitzensport. Wenn man aus einer kleinen Sportart kommt wie ich, muss man sich selber organisieren, man ist wie ein kleines KMU. In meinem Fall musste ich als Athlet ein grosses Budget stemmen, selbstbestimmt und unternehmerisch handeln, strategische Entscheide fällen. Von Funding über Kommunikation hin zu Logistik – ich habe dies alles durch den Sport gelernt.

Stichwort Funding. Sie haben die CrowdFunding-Plattform «ibelieveinyou.ch», die zur weltweit erfolgreichsten Online-Plattform für die Finanzierung von Sportprojekten wurde, gegründet. Wie kam es dazu?
Die Idee ist eigentlich auch aus Eigenbedarf entstanden. Ich musste teilweise über 100'000 Franken für meinen Sport sammeln: mit Sponsoren, mit Partnern, mit dem Verband. Als einer der wenigen Kanuten unter den Top 10 habe ich während der Sportkarriere gearbeitet – in einer Fundraisingagentur, die für Non-Profitorganisationen Mittel beschafft hat. So bin ich ungefähr im Jahr 2011 auf das Thema Crowdfunding gestossen. In der Schweiz gab es zu diesem Zeitpunkt vor allem für Sportler noch keine solche Plattform. Ich wollte eine Brücke zur Bevölkerung schlagen, damit Sportler für den Sport zusätzliche Mittel beschaffen können. Aus einer eigenen Problemstellung ist also – wie so oft – eine Problemlösung geworden.

Sie sind auch Keynote-Speaker und sprechen unter anderem über Themen, die aktive Spitzensportlerinnen und -sportler betreffen. Welchen Tipp geben Sie ihnen für die Karriere nach dem Sport mit?
Ich empfehle, wenn immer möglich, den dualen Weg einzuschlagen. Zum Beispiel, indem man nebenbei arbeite oder eben studiert. Als Sportler wechseln sich sehr intensive mit ruhigeren Phasen ab, die man nutzen kann zur Weiterbildung. Viele Athleten nutzen ihren Namen, um eigene Unternehmen zu gründen. Auch das wäre ein Tipp von mir, dass man während der Karriere die Bekanntheit und Medienpräsenz nutzt, um einen eigene Brand aufzubauen. Man muss genug früh an das Karriereende denken und überlegen, was man danach gerne machen möchte

«Gerade für Athleten, die weniger bekannt sind, ist es wichtig, sich zu vernetzen, wenn sie im Sport Fuss fassen möchten.»

Ist es denn heute mit Social Media einfacher, seinen Namen zu nutzen?
Ich glaube, es ist massiv demokratischer geworden, gerade bei kleineren Sportarten. Früher haben die Medien entschieden, welche Sportarten in welcher Häufigkeit in den Medien präsentiert werden. Oft haben die Top-Sportler auf den Social Media heute eine viel grössere Reichweite als der nationale Verband. Dies ist auch eine Wechselwirkung mit Sponsoren. Heute ist ein Influencervertrag meist Teil des Sponsoringvertrags. Wenn man guten Content kreiert, kann man als Athlet sehr viele Leute erreichen. Ich sehe dies auch als Chance für Sportarten, die attraktiv sind, aber nicht oft im TV gezeigt werden.

Wie wichtig ist (physisches) Networking im Hinblick auf die Nachsportkarriere?
Als Athlet steht natürlich immer das Training im Vordergrund und dieses sollte nicht wegen einem Event ausfallen. Die Sportszene in der Schweiz ist jedoch überschaubar, es sind meist dieselben Player und es gibt ein paar Anlässe, die wichtig sind für die Industrie. Von daher ist es schon wichtig, präsent zu sein. Viele gute Jobs werden unter der Hand vergeben. Gerade für Athleten, die weniger bekannt sind, ist es wichtig, sich zu vernetzen, wenn sie im Sport Fuss fassen möchten. Das Schweizer Sportsystem ist sehr komplex – gerade auch im Hinblick auf die Finanzierungsquellen. Da ist es wichtig, dass man versteht, wie dies funktioniert.

Kann auch Volunteering – beispielsweise an der Winteruniversiade – dabei helfen, das Netzwerk im Sport zu vergrössern?
Ja, unbedingt. Freiwilligenarbeit ist ein ganz wichtiger Pfeiler im Schweizer Sportsystem. Gerade die Winteruniversiade ist eine einmalige Chance. Seit 60 Jahren gab es keine Winteruniversiade mehr in der Schweiz und es wird lange dauern bis zur nächsten Durchführung in der Schweiz. Solche Multisportanlässe mit ganz vielen verschiedenen Sportarten sind einmalig. Es ist sicher von Vorteil, wenn man an einem Grosssportanlass dabei war und dies auch im CV aufführen kann. Daneben bietet natürlich auch der Austausch mit Athleten aus über 500 Hochschulen aus der ganzen Welt sehr spannende Einblicke.

Volunteering an der Winteruniversiade 2021

Die Winteruniversiade ist der zweitgrösste Multisport-Event im Winter und findet vom 11. bis 21. Dezember 2021 in der Zentralschweiz und Graubünden statt. Der Event ist nicht nur für teilnehmende Studierende interessant – für Volunteers bietet sich die einzigartige Gelegenheit, sich zu vernetzen, an einem internationalen Sportanlass mit dabei zu sein und hinter die Kulissen zu schauen. Interessierte Helferinnen und Helfer können sich einen Volunteers-Einsatz im Dezember 2021 an der Winteruniversiade 2021 auf der Swiss Volunteers Plattform registrieren.