Natascha Ritz 04.11.2020

E-Didaktik erlebt einen Boom

Nicht erst seit der Corona-Pandemie steigt die Nachfrage nach digitalen Bildungsalternativen. Dies spürt auch das Departement E-Didaktik an der FFHS. Die E-Learning-Experten teilen ihre Kompetenz vermehrt mit externen Partnern. Wir stellen drei ausgewählte E-Didaktik-Projekte vor.

E-Learning-Konzept für StiftungSchweiz

Die Plattform stiftungschweiz.ch bietet seit 2014 eine umfassende Datenbank, die alle in der Schweiz ansässigen gemeinnützigen Stiftungen vereint. Nun geht die Plattform den nächsten Schritt der Digitalisierung und wird zum umfassenden Philanthropie-Onlineportal, das Projektträger, Förderstiftungen, Spenderinnen und Spender gezielt zueinander führen will. Dies geschieht unter anderem mit digitalen Lernangeboten, die von der FFHS in Zusammenarbeit mit Fachleuten und Praktikern entwickelt werden. «Wir begleiten StiftungSchweiz und bringen unsere Expertise in der Kursentwicklung ein», sagt Prof. Dr. Markus Dormann, Leiter E-Didaktik an der FFHS.

Ein erster Kurs widmet sich dem Themengebiet Stiftungsfundraising und bietet kurze Lernmodule mit Lernvideos, Experteninterviews und Storytelling. Das didaktische Konzept folgt dem Umstand, dass der Kurs zu 100% online und komplett zeitunabhängig absolviert werden kann. «Der Moodle-basierte Kurs führt die Lernenden selbständig durch die Lerneinheiten, ohne Präsenz oder Betreuung durch einen Dozenten. Dies mussten wir in der Navigation und der Gestaltung der einzelnen Lernsequenzen berücksichtigen», erklärt Andy Hediger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der FFHS-MediaFactory, der das Konzept mitentwickelt hat. Besonderes Augenmerk wurde auf die didaktische Aufbereitung der Texte gelegt. Kurze Tests am Ende eines Lernabschnittes helfen, Lernfortschritte sicherzustellen. Je nach Wissensstand wird dem Lernenden empfohlen, eine Sequenz zu wiederholen oder fortzufahren. Auch dem visuellen Auftritt des Kurses wurde durch die Interaction Designer der FFHS-MediaFactory hohe Beachtung geschenkt, um das Branding von StiftungSchweiz konsequent umzusetzen. Das Resultat ist ein attraktiver und methodisch durchdachter E-Learningkurs, der den Teilnehmenden ein selbstgesteuertes Lernen ermöglicht.

Für den Onlinekurs auf stiftungschweiz.ch produzierte die FFHS-MediaFactory ein Erklärvideo, welches Stiftungsfundraising kurz und prägnant erläutert.

Künstliche Intelligenz bei E-Prüfungen

Die Umstellung auf E-Learning ist der grosse «Plan B» für Bildungsverantwortliche während der Pandemie. Ein dringendes Anliegen ist die Suche nach einer Alternative für die Vor-Ort-Prüfungen, die aufgrund der Schutzbestimmungen organisatorisch schwierig zu bewältigen sind. Erfahrungen mit E-Assessment konnte die FFHS bereits in den Vorjahren sammeln und ihr sogenanntes Homebased-Exam-Framework in umfangreichen Tests erproben. Im vergangenen Juni wurden dann schulweit 4’500 Prüfungen von den Studierenden zuhause abgelegt, mit ihren persönlichen Laptops und unter Einbezug der Webcams und Audio. Da Homebased-Prüfungen nicht nur in Krisenzeiten, sondern in Zukunft auch für Menschen mit Handicaps oder für Studierende im Ausland angeboten werden sollen, möchte Markus Dormann das Konzept mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) verfeinern und verbessern. «Unser Ziel ist es, ein Homebased-Prüfungssystem zu entwickeln, das mittels KI noch benutzerfreundlicher wird sowie Betrug verunmöglicht, beziehungsweise aufdeckt», erklärt Dormann. Studierende sollen Onlineprüfungen zuhause und ohne Live-Beobachtung absolvieren. Das Projekt wird vom Intel Fonds zum Kampf gegen das Coronavirus unterstützt und soll über die Hochschule hinaus einen Beitrag zur Entwicklung der digitalen Bildung leisten. Weltweit fördert der Chipkonzern die wissenschaftliche Forschung und Online-Learning-Initiativen im Rahmen des Fonds mit 50 Millionen Dollar. Als eines der wenigen im deutschsprachigen Raum wurde das Projekt der FFHS in das Programm aufgenommen. «Wir unterstützen das Projekt, weil es ermöglicht, Prüfungen stattfinden zu lassen, egal an welchem Ort und in welcher Lage der Pandemie wir uns befinden», sagt Goran Hauser, Bildungsverantwortlicher Intel Deutschland.

E-Didaktik-Schulung für Benediktiner

Die 1687 gegründete Universität Sant’Anselmo in Rom bildet heute benediktinische Mönche aus aller Welt in den Fakultäten Philosophie und Theologie sowie im Päpstlichen Institut für Liturgie aus. Die Studierenden reisen für ihren Studienaufenthalt an der Universität aus allen Kontinenten nach Rom. Auch diese altehrwürdige Institution steht in der Coronakrise vor der Herausforderung, den Studienbetrieb für die hoch internationale Studentenschaft aufrechtzuerhalten. Auf Anfrage der Verantwortlichen reisten Ende September vier Experten des Departements E-Didaktik in die italienische Hauptstadt, um die Professoren in einem dreitägigen Seminar im Bereich Blended Learning zu schulen. Neben der Einführung des Learning Management Systems wurden die Teilnehmenden auch in den Hybridunterricht eingeführt, welchen sie im neuen Studienjahr einsetzen werden. Dabei werden die Studierenden teils präsent sein und teils online zugeschaltet.

Ein Schwerpunkt für die Workshop-Teilnehmer war die Palette an interaktiven Methoden, die das Team der FFHS ihnen vorstellte. «Der Einsatz solcher didaktischen Methoden ermöglicht eine intensive Beteiligung der Studierenden, was in Zeiten von Onlineunterricht in der Coronakrise wesentlich ist», so Markus Dormann. Neben dem Umgang mit Moodle zeigte sein Team den Dozenten auch das LERN-Modell als Planungswerkzeug und weitere Tools für Präsenz- und Online-Lehre. Im Austausch mit den Verantwortlichen ergab sich ein erneuerter Blick auf die Bedürfnisse der Professoren. «Für uns ist es interessant, eine Hochschule zu Beginn ihrer Blended-Learning-Entwicklung zu begleiten. Die intensive Vorbereitung in unserem Team und das dazu erhaltene Feedback der Professoren lässt uns unsere Ziele und Inhalte weiter schärfen», resümiert Andy Hediger, der als E-Learning-Experte seitens der FFHS den Workshop begleitet hat. Diese wertvollen Erfahrungen und die entwickelten Beispiele können auch an der FFHS fruchtbar eingesetzt werden. Die Zusammenarbeit mit der Universität Sant’Anselmo soll denn auch weitergeführt werden.