19.04.2021

Intrapreneurship: Wenn die Idee des Mitarbeitenden zündet

Jedes Unternehmen will heute innovativ sein – oder tut zumindest so. Wer es vermag, kauft sich neue Ideen ein, etwa durch die Übernahme von Start-ups. Dabei geht oft vergessen: Innovation schlummert auch in den Köpfen der eigenen Mitarbeitenden. Wie kann man diese «anzapfen»?

Am besten, wenn man sie machen lässt und gleich selbst zu Unternehmern macht. Ohne Risiko, dafür mit vielen Freiheiten und dem Recht, so oft wie möglich auch den eigenen Kopf anzustossen.

Intrapreneurship war das Thema des 34. FFHS-Business-Breakfast. Der Begriff bedeutet so viel wie «unternehmensinternes Unternehmertum». Das Konzept: Es sind die Mitarbeitenden, die mit ihren Ideen und Innovationen, das Unternehmen weiterbringen. Entsprechend sollen diese auch gefördert und unterstützt werden.

So viel zur Theorie. In der Praxis sieht das Ganze dann oft anders aus. In ihrem gemeinsamen Input-Referat wiesen Sabrina Perl und Dr. Harald Brodbeck darauf hin, dass sich Firmen in ihrer Eigenwahrnehmung nicht selten überschätzen. Dazu komme eine Manager- und Betriebskultur, die hinderlich sein können, damit Mitarbeiter auch radikale Idee zünden können. Oder wie es Perl auf den Punkt brachte: «Alle wollen Querdenker, bis diese quer denken.»

Es brauche Ausdauer und viel mehr als nur guten Wille, die Innovationen entlang der verschiedenen Kundengruppen auch tatsächlich auf den Markt zu bringen, so ein weiterer Punkt von Perl und Brodbeck, die beide Inhaber der Boutique-Beratung Neosight AG sind und auch beide am FFHS-Studiengang MAS Industrie 4.0 dozieren.

Natürlich gibt es auch Best-Practice-Beispiele. Und natürlich durften diese auch am Business Breakfast nicht fehlen. Ein praxistaugliches Werkzeug wie Unternehmen in der Schweiz ihre intrinsisch motivierten Mitarbeiter zu «Intrapreneuren» entwickeln können, ist die in der Swisscom entwickelte Kickbox-Methode. Jeder Mitarbeitende kann sich mit einer Idee bewerben. In der Kickbox stehen Startguthaben, ein Zeitbudget oder Kontakte zu internen und externen Innovationsexperten zur Verfügung. In einem mehrstufigen Prozess wird dabei die Idee vorangetrieben, vor Jurys gepitcht und im besten Fall für die nächsten Stufen zugelassen. 

Der Kopf dieser Innovation ist David Hengartner. In den bilateralen Breakout-Sessions nach den Referaten unterstrich der Unternehmer und Dozent nochmals ein Grundprinzip der Kickbox: Jeder Mitarbeiter soll zu jeder Zeit jede denkbare Idee einbringen können. Es sei am Arbeitgeber, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, beispielsweise mit Stunden-Guthaben, die ein Mitarbeitende für die Ausarbeitung von Innovationen einsetzten kann.

Natürlich haben Hengartner und die Swisscom oder auch andere Grosskonzerne etwas leichter reden, als etwa mittelständische oder ganz kleine Unternehmen, wo oft schlichtweg das Budget fehlt, die man für solche Prozesse auch braucht. Hengartner machte aber deutlich, dass sich die Kickbox-Plattform auch für mittlere Unternehmen sehr wohl lohne. Die Plattform liesse sich sehr schlank und effizient betreiben. Und auch kleinere Unternehmen werden besser, wenn sie zwischendurch ihre Mitarbeitenden einfach machen lassen.

Anschauliche Beispiele welche sich mit Hilfe der Kickbox Methode entwickelt haben sind die beiden Start-ups thingdust.ch und help2type.ch. Die beiden Gründer Stefan Landolt und Marcel Rösch lieferten dem Publikum im Rahmen der Veranstaltung einen authentischen Einblick in den Innovationsprozess, die Herausforderungen und die Produkte mit welchen Sie sich heute auf dem Markt behaupten.

Es sollte noch betont werden, dass nicht jede zündende Idee am Ende als Innovation herauskommt.  Die Kickbox Methode zeigt jedoch, wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden dazu ermutigen können, innovativ zu denken und Prozesse weiterzuentwickeln. «Mit der Kickbox fördern wir den internen Unternehmergeist und stärken die Innovationskultur nach dem Motto: try fast, fail fast, learn fast», fasst David Hengartner den Zweck der Kickbox in wenigen Worten zusammen.

Mit der richtigen Methode gelingt es sowohl dem Grossunternehmen, als auch dem KMU den Start-up-Geist zu wecken und neue Ideen entstehen zu lassen. Denkbar ist auch, dass das Kickbox-Prinzip mehrere Unternehmen «teilen» und/oder es für eine gesamte Branche eingesetzt wird – insofern die dabei herauskommenden Ideen für alle Beteiligten wertvoll sind.

Kickbox ist nur eine von vielen Ansätzen Innovationen durch unternehmerisches Denken zu fördern. Fazit ist, dass Intrapeneurship nicht nur mit Ideen das Unternehmen voranbringt, sondern gleichzeitig die Mitarbeitenden fördert und somit deren Zufriedenheit und Motivation steigert.