Wir bauen Zukunft
Im Frühjahr 2020 fand in kleinem Rahmen die erste Baustellenbesichtigung des Campus Brig statt. Es ist keine Vision mehr, sondern wir sind mittendrin. Die Bau- und Zukunftspläne nehmen Form an: in Brig wie auch in Zürich. Das Architektenteam gibt Einblick in die Vielschichtigkeit der Arbeit als Architekt und ermöglicht eine neue Perspektive auf das Bauprojekt.
Campus Brig
Endlich steht der überraschend grosse Rohbau vor uns und wir betreten gespannt die Baustelle. Es ist ein Schritt in die Zukunft. Von der langen Planungsphase, die sich zum ersten Mal an den Konturen zeigt, bis zum Einzug und dem bald werdenden Alltag. Ein Spagat zwischen gestern, heute und übermorgen. Der Bau wird für uns ein Instrument, uns in die Zukunft zu bewegen.
Was ist das Konzept unserer Zukunft? Rückkehr, Neuausrichtung, Neudenken? Viele Ideen klingen am Anfang verrückt, gewagt und es stellt sich später heraus, dass sie genau richtig und zum richtigen Zeitpunkt waren. Das ist Innovation.
Unsere Zukunft ist nicht nur digital und technisch. Sie ist gesellschaftlich, politisch, kulturell, ökonomisch und ökologisch. Eine Zukunft, die uns und unsere Arbeit beeinflusst.
Wir haben manchmal Ängste, uns auf dem Terrain zu bewegen, das diese gegenwärtige Zukunft erschliesst. Es braucht einen Konsens, ein Ja zur Zukunft mit Vorfreude. Und auch die Dankbarkeit dafür. Darum: Danke an alle, die unermüdlich das Projekt vorantreiben sich auf unseren neuen Campus freuen und mitziehen!
Campus Zürich: Was Architektur und Bildung vereint
Drei Architekten berichten über die Vielfalt am Bau und in der Architektur. Sie erfüllen komplett verschiedene Aufgaben im Bauprojekt Gleisarena. Diese unter «ein Flachdach» zu bringen ist komplex, vielfältig und vor allem spannend. Die Architekten haben sich Fragen zu Herausforderungen und Herzstück von Architektur gestellt.
Was muss ein Architekt können, oder was sind die Future Skills?
Ideen sichtbar machen. Das Einnehmen verschiedener Perspektiven, die den Überblick verschaffen und dabei verschiedene Disziplinen zusammenbringen. Architekten sind Generalisten, die konzeptionell in Spektren denken und die Fähigkeit haben sich neu zu erfinden. Eine gelingende Zukunft liegt in den Rebellen, den Machertypen, die Ideen haben, Probleme mit neuen Strategien anzugehen.
Was ist Kreativität und welche Rolle spielt diese bei Ihrer Arbeit?
Kreativität hat viele Facetten und liegt nicht allein in der Gestaltung, sondern in der Ideenvielfalt. Es gibt Lösungsprozesse, die komplexe Aufgaben mit kreativen Lösungen beantworten. Und Ideen und Kreativität sind weder weiblich noch männlich. Das ist ein fruchtbarer Boden für eine inspirierende Zusammenarbeit.
Gute Architektur soll:
Fragestellungen visuell beantworten und die Bedürfnisse und Möglichkeiten zur Umsetzung sehen. Das Gespür, Heute und Morgen zu vereinen, ohne die Vergangenheit ausser Acht zu lassen. Denn gut durchdachte Raumkonzepte können psychologisch wirksam sein. Und die Wirksamkeit ist das Wort der Pädagogik, das wesentlich zur Bildung beiträgt. Das haben die Architektur und Bildung ebenfalls gemeinsam.
Warum sind Sie Architektin geworden?
Weil ich nicht Pilotin werden konnte. Ich war stark kurzsichtig. «Ein Pilot muss das Gelände kennen, er weiss ja nie, wann er landen muss und wo», sagt Géo Chavez. Als Architekt muss ich kennen, worauf und wofür ich baue.
Denn eins bleibt die Architektur und somit auch ein guter Architekt: bodenständig trotz Höhenflügen.
Yvonne Ganz
ist Architektin ETH und Immobilienverantwortliche der FFHS. Für sie ist Architektur Schönheit mit Konzept und Methode. Aber auch eine methodische und konzeptionelle Zusammenarbeit mit Anerkennung und Wertschätzung ist schön. Darin sieht sie eine Gemeinsamkeit von Architektur und Bildung.
Was muss ein Architekt können, oder, was sind die Future Skills?
Es geht nicht nur darum, eine Lösung zu suchen, sondern auch die richtige Fragestellung zu finden, die hilft, zu Lösungen zu kommen. Der Architekt ist ein Generalist. Dies erlaubt ihm, gewisse Kompetenzen auszulagern. Die Gesamtsicht mit allen Zusammenhängen liegt klar bei ihm.
Was inspiriert Sie?
Die Dankbarkeit der Studierenden, wenn sie merken, dass wir sie erleben lassen, wie man aus Aufgaben Lösungen oder Chancen generiert. Sich Wissen anzueignen, als ein Türöffner, um künftige Herausforderungen besser zu meistern.
Gute Architektur soll:
Ein Teamwork sein und nicht ein Produkt, sondern ein Prozess. Der gemeinsame Weg führt zum Ziel. Die Architektur ist ein Dialog. Der Prozess ist ein Teil der Kreativität an einem spezifischen Ort, die sich aus der Analyse und einer präzisen Bedarfsermittlung ergibt.
Warum sind Sie Architekt geworden?
Ich war begeistert von Architekturstudium von der ganzen Vielfalt: Technik, Kunst, Geschichte, Soziologie, Recht und Ökonomie – alles war dabei!
Patrick Heiz
ist Architekt ETH, hat ein Architekturbüro (MADEIN) und ist Wettbewerbsgewinner des Projekts Gleisarena. Er arbeitet als Professor für Architektur und Entwurf an der ETH Zürich. An seinem Beruf mag er, gewisse Freiheiten zu haben und damit einen konkreten Beitrag zum Leben beitragen zu können. Glücklich macht ihn, wenn er das Beste abgeben kann, das er tun konnte.
Was ist für Sie die grösste Herausforderung im Projekt Gleisarena?
Dass der FFHS bewusst wird, dass die Gleisarena die Zukunft ist. Es ist ein Gebäude an einem ausgesprochen wichtigen Ort. Das ist eine grosse Herausforderung an den Betrieb. Es ist aber auch eine grosse Chance auf allen Ebenen, die die FFHS unbedingt nutzen muss.
Was ist Kreativität und welche Rolle spielt diese bei Ihrer Arbeit?
Für eine schwierige Aufgabe mit einschränkenden Kriterien und Vorschriften die beste Lösung zu finden braucht kreative Ideen.
Gute Architektur soll:
Gezielt für den Nutzer konzipiert sein, aber dennoch eine möglichst grosse Flexibilität ermöglichen. Das, was heute geplant wird, soll man mit neuen Unterrichtsmethoden und viele Jahre später immer noch optimal nutzen können. Ein Architekt muss neugierig und flexibel sein und sich in andere versetzen können.
Warum sind Sie Architekt geworden?
(Lacht) Das kann ich hier nicht sagen. Das erzähle ich nach der nächsten Baukommissionssitzung.
Domenico Iacobucci
ist Verantwortlicher Immobilien der SUPSI und Baukommissionsmitglied Gleisarena. Mit verschiedenen Menschen zu arbeiten und Lösungen für neue Aufgaben zu suchen bereitet ihm Freude. Zu Inspiration gelangt er, wenn er trotz der anspruchsvollen Arbeit zwischendurch zur Ruhe kommt und Raum zum Denken findet.