Caroline Huber 24.06.2021

Das Studium brachte ihn zuerst zum Weinen, dann zum Erfolg  

John Güntensperger ist auf unkonventionelle Weise in die IT-Branche eingestiegen. Mit ungenügenden Mathematik-Noten und mit der eigentlichen Absicht, Polizist zu werden. Dank dem praxisintegrierten Bachelorstudiengang Informatik (PiBS) hat es der 26-Jährige gleichwohl geschafft. Und wie!

Voller Energie strahlt John Güntensperger in die Kamera unseres Zoom-Interviews. Der enthusiastische Berner arbeitet als Cloud Engineer bei Amanox Solutions, einem Software-Unternehmen, das sich auf Cloud-Lösungen spezialisiert hat. Gleichzeitig absolviert er sein Masterstudium in Data Science. Selber als PiBS-Student gestartet, wird er bald die ersten PiBSler als Praxisbegleiter durch Netzwerke, Machine Learning und Cloud-Architekturen begleiten. Doch von vorn. 

Nicht der klassische Weg 

Er sei überhaupt nicht den klassischen Weg gegangen, fasst Güntensperger seinen beruflichen Werdegang zusammen. Nach dem Gymnasium entschied er sich für den Zivildienst, arbeitete danach ein Jahr bei Securitas mit dem Ziel, dereinst die Polizeischule zu absolvieren. Doch es kam anders.  

Sein Stiefvater, der bei PostFinance arbeitet, erzählte ihm, dass die Post einen Ausbildungsplatz in Informatik für Gymnasiasten anbiete. Güntensperger folgte dem Rat und bewarb sich auf die Stelle, in der Hoffnung, eine Absage zu kassieren. Es kam aber wiederum anders und prompt erhielt der Maturand eine Zusage. Diese schreibt er nicht etwa seinen glänzenden Noten oder dem Bewerbungsdossier zu, das eher schlecht als recht gewesen sei, sondern seinem Charisma. «Ich war kein guter Gymeler und hatte eine Zwei in Mathe», blickt der Bachelorabsolvent zurück, «aber ich habe anscheinend durch meine Persönlichkeit beeindruckt.» 

Güntensperger startete also bei der Post und bei PostFinance und begann gleichzeitig sein Studium an der Fernfachhochschule. Das Studium fiel John Güntensperger im ersten Jahr besonders schwer. «Ich war ein blutiger Anfänger.» Umso dankbarer war er, dass er die IT-Basics bei der Post im so genannten Basisjahr erlernte. Obwohl seine Kommilitonen zum grössten Teil einen Wissensvorsprung mitbrachten und zum Beispiel im Gymnasium das Ergänzungsfach Informatik besucht hatten, liess er sich davon nicht demotivieren.  

«From Zero to Hero.» 

Das sind seine eigenen Worte. John Güntensperger hat es geschafft, an den Herausforderungen zu wachsen. «Einige Leute haben mir gesagt, dass sie mir das Studium nicht zutrauen. Doch ich habe mich hinter die Bücher gesetzt. Auch mal tränenüberströmt», erzählt Güntensperger ganz offen. Er sei ein Streber, der alles zusammenfasst. Dies hat sich gelohnt. Güntensperger ist stolz darauf, dass er keine einzige Prüfung wiederholen musste. Schlussendlich hat er das Studium sogar als einer der Besseren abgeschlossen.  

Zu seinem Erfolg haben auch die Dozierenden der FFHS beigetragen. «Sie nehmen sich Zeit für Fragen, sogar ausserhalb des Unterrichtssettings und sie fördern die Studierenden», so der Masterstudent. Über einen Dozenten ist Güntensperger denn auch zur Firma Amanox Solutions gekommen. Diese war auf der Suche nach einem Mitarbeitenden mit Skills in Data Science und Machine Learning. Da er im Studium die Vertiefungsrichtung Data Science belegt hatte, passte dieser Job perfekt zu ihm. Gleich nach dem Bachelorabschluss begann John Güntensperger als Cloud Engineer. 

The Sky is the Limit 

Bereits nach einem Monat äusserte Güntensperger mutig und unverblümt seine Ambitionen, dass er später gerne in die Geschäftsleitung möchte. Diese erkannte seine Motivation und sein Engagement sofort und gab Güntensperger entsprechend mehr Verantwortung. Nach ungefähr drei Monaten war er als Lead Engineer und in der Kundenbetreuung tätig. Doch damit nicht genug: Güntensperger war es, der der Geschäftsleitung vorgeschlagen hat, einen PiBS-Ausbildungsplatz zu schaffen. Nach einem erfolgreichen Pitch übergab sie ihm die Teil-Projektleitung für das Vorhaben, gleich zwei PiBS-Stellen zu schaffen. 

Zugleich absolviert John Güntensperger nun ein Masterstudium in Data Science. Dabei hat er sich wieder für die FFHS entschieden, weil ihn das berufsbegleitende Studienmodell überzeugt hat und weil er eine Weiterbildung suchte, die auf sein Know-How abgestimmt ist. Und ab Sommer 2021 wird er selber als Dozent an der FFHS arbeiten. Und seine weiteren Zukunftspläne? «Irgendeine C-Rolle (CEO, COO, CIO…). Ich hatte auch schon ein paar eigene Start-up-Ideen, aber bisher noch ohne Erfolg.» Wer John Güntensperger kennt, weiss, dass dieser nicht aufgeben wird, bis er seine Ziele erreicht.

Praxisintegriertes Bachelor-Studium Informatik (PiBS) 

Das Modell des praxisintegrierten Studiums ermöglicht Maturanden, direkt ins Berufsleben einzusteigen und gleichzeitig einen Hochschulabschluss zu erlangen. Während zwei bis maximal drei Tagen in der Woche arbeiten die Studierenden im Unternehmen eines Praxispartners und absolvieren parallel dazu das Bachelor-Studium an der FFHS.

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