03.03.2023

Vom Handballprofi zum Unternehmensberater

Vier Operationen in acht Monaten – eine Verletzungsserie zwingt Profi-Handballer Cédrie Tynowski, sich über seine Zeit nach dem Spitzensport Gedanken zu machen. Er beginnt ein Studium bei der FFHS, kehrt zu seiner alten Form zurück und findet einen Job als Risk Advisor.

Ein schneller, sprungkräftiger Torjäger nennen ihn seine Teamkollegen von Pfadi Winterthur. Profi-Handballer Cédrie Tynowski ist zurzeit auf vielen «Spielfeldern» unterwegs. Bei Pfadi Winterthur als rechter Flügel, bei der Schweizer Nationalmannschaft auf dem Weg zur Qualifikation für die Europameisterschaft 2024, bei der FFHS als Bachelorstudent Betriebsökonomie Sportmanagement, als Risk Advisor bei BDO und zu Hause übernimmt er regelmässig die Betreuung seiner einjährigen Tochter. «Organisation ist alles. Der Tag muss gut geplant sein, es darf keine «tote» Zeit geben. So kriegt man alles unter einen Hut», fasst Tynowski zusammen.

Die Tage des Sportlers sind eng getaktet, freie Zeit ist nur spärlich vorhanden. Andere würden sich beklagen. Doch der 26-jährige ist vor allem dankbar. Dankbar, dass er wieder spielen kann. Denn 2019 bangt Tynowski zuweilen um seine Profikarriere. Innerhalb von acht Monaten muss er sich vier Mal operieren lassen. «Bei jeder Verletzung kommt der Moment, der einen dazu bringt, ans Aufhören zu denken.»

Perspektive für die Zeit danach

Für Tynowski ist klar: er braucht eine Perspektive für seine Zeit nach der Profikarriere. Er hat eine kaufmännische Lehre absolviert, will aber studieren. Doch bei vielen Fachhochschulen, die er sich anschaut, steht er vor dem gleichen Problem: das Studium lässt sich weder mit seiner Arbeit noch mit dem Sport kombinieren. Dann erzählt ihm ein Freund vom flexiblen «Blended-Learning»- Modell der FFHS. Nach einem Beratungsgespräch meldet er sich für den Bachelor Betriebsökonomie Sportmanagement an. Der Studiengang kombiniert Betriebswirtschaft und Sportmanagement und bietet breite berufliche Perspektiven – sowohl in der Betriebswirtschaft als auch im Sportbusiness. Genau das, was Cédrie Tynowski und viele Spitzensportler für ihre Nachsportkarriere suchen. Tynowski ist mittlerweile im sechsten Semester und seine Studienwahl hat ihm bereits eine neue Karrieremöglichkeit eröffnet.

Während seines Studiums findet er eine Anstellung in der Privatwirtschaft, bei der er auch den Bezug zum Sportbereich behält. Seit Anfang 2023 arbeitet der Handballer als Risk Advisor bei BDO, einer der führenden Wirtschaftsprüfungs-, Treuhand- und Beratungsgesellschaften der Schweiz. Er unterstützt das Unternehmen bei der Erweiterung der Zielgruppen und Gewinnung von neuen Beratungsmandaten bei Sportclubs, Verbänden und Organisatoren.

Tynowski ist überzeugt davon, dass er sich einerseits dank seines Netzwerks im Sportbereich und andererseits wegen seinem Sportmanagement-Studium bei der Bewerbung gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte. Beim Thema Nachhaltigkeit, das auch Teil seines Studiums ist, konnte er beim neuen Arbeitgeber etwa bereits punkten. «Ich weiss, welche Nachhaltigkeitskonzepte es gibt, welche davon für BDO geeignet sein könnten. Ich kenne aber auch die Gefahren und Fallen, die es beim Thema Nachhaltigkeit für Unternehmen gibt.»

Auch bei seinem früheren Arbeitgeber, der Stadt Winterthur, wo Tynowski im Bereich Signalisation tätig war, konnte er erworbenes Wissen aus seinem Studium direkt anwenden. Dank des Studienmoduls «Beschaffung, Produktion und Logistik» brachte er einige Anregungen zur Optimierung der Lagerbewirtschaftung ein.

Onlineprüfungen und andere Herausforderungen

Cédrie Tynoswki studiert an der FFHS im hybriden Modell. Das bedeutet, dass er sowohl online als auch vor Ort am Unterricht teilnehmen und sich je nach Wettkampf oder Trainingsplänen von «nah und fern» mit Dozenten oder Gastreferenten vernetzen kann. Für den Handballer, der viel unterwegs ist, ist die virtuelle Teilnahme eine ideale Option. Sogar die Semesterprüfungen kann er online ablegen.

Das Studienmodell der FFHS war für Cédrie Tynowski zu Beginn eine grosse Umstellung. Bisher kannte er nur den klassischen Präsenzunterricht. «Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich nicht allein gelassen werde, sondern eng betreut werde». Inzwischen habe er sich an das hybride Studium gewöhnt. So sei es auch kein Problem mehr, die Prüfungen an ungewöhnlichen Orten abzulegen, wie etwa in den Badeferien in Kroatien am Strand.

Dennoch hat Tynowski während der letzten Jahre seines Studiums immer wieder zu kämpfen, vor allem mit einzelnen Modulen, wie etwa der Wirtschaftsmathematik. Sechs Wochen vor der Prüfung rief der Profi-Handballer verzweifelt seinen Dozenten an. «Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich sie je bestehen sollte. Dank der Ermuting des Studiengangsleiters, der Lerngruppe und ein paar Nachtschichten schafft er aber die Prüfung schliesslich. «Knapp», wie er sagt. Auch Gruppenarbeiten empfindet Tynowski als Herausforderung. Geeignete Termine mit den anderen Studierenden zu finden, alle beruflich oder familiär stark eingebunden, sei nicht immer einfach.

Es gibt nur wenige Profi-Handballer, die mit 35 Jahren noch in Topform sind. Cédrie Tynowski ist 26. Er will so lange zu spielen, wie es ihm Spass macht und sein Körper mitmacht. Dank seines Studiums an der FFHS und der Anstellung bei BDO hat er aber bereits eine Perspektive für die Zukunft und kann es sich leisten, dann mit dem Profisport aufzuhören, wenn er es für richtig hält.

Zum Studiengang

  • BSc Betriebsökonomie Sportmanagement