Thomas Bamert und Dr. Andreas Svoboda 22.07.2025

So können Sie Ihre Vorsorgelösung individuell gestalten

Für Unternehmen lohnt es sich, bei der Vorsorgelösung die richtige Wahl zu treffen. Davon profitieren das Unternehmen – finanziell und bezüglich Arbeitgeberattraktivität –, die Inhaber und Führungskräfte sowie die Mitarbeitenden. Unterschiedliche Modelle ermöglichen es, die Vorsorgelösung individuell optimal zu gestalten.

Wer ein Unternehmen führt, trägt grosse Verantwortung. Mindestens ebenso gross sind die Pflichten, insbesondere, wenn Mitarbeitende beschäftigt werden. Ein wichtiges und komplexes Thema dabei ist die berufliche Vorsorge, die für Unternehmen Pflicht ist, sobald diese AHV-pflichtige Mitarbeitende beschäftigen. Denn das Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge, kurz BVG, verlangt, dass die Mitarbeitenden durch das Unternehmen bei einer registrierten Vorsorgeeinrichtung versichert sind.

Welche Möglichkeiten haben Firmeninhaber?

Bei der Wahl der richtigen Vorsorgeeinrichtung stehen verschiedene Türen offen: Eine Möglichkeit ist der Anschluss an eine bestehende Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung. Wer mehr Gestaltungsfreiheit anstrebt, kann auch eine eigene Pensionskasse gründen. Als weitere Möglichkeit bietet sich der Anschluss an die nationale Vorsorgeeinrichtung «Stiftung Auffangeinrichtung» an.

Mit dem Anschluss an eine Sammelstiftung treffen Arbeitgebende, die Flexibilität und Einfachheit schätzen, eine pragmatische Wahl. Der Zusammenschluss mit anderen Unternehmen hat das Ziel, die berufliche Vorsorge der Mitarbeitenden unter einem Hut zu organisieren, wodurch Synergien genutzt und Kosten gespart werden können. Auch hier gibt es verschiedene Modelle, die sich vor allem darin unterscheiden, wie viel Mitbestimmung bei den Kapitalanlagen möglich ist und wie die Risiken verteilt sind.

Wird eine Sammelstiftung mit Vollversicherung gewählt, übernimmt ein Lebensversicherer die Verantwortung für die Anlagestrategie und garantiert jederzeit die Guthaben der Versicherten. Dies bietet eine hohe Sicherheit, hat jedoch seinen Preis, denn die Prämien für die Vollversicherung sind in der Regel höher. Dieses Modell wird deshalb aktuell immer weniger häufig gewählt.

Für Unternehmer, die mehr Eigenständigkeit wünschen, ist die teilautonome Sammelstiftung mit kollektiver Anlagestrategie eine Alternative. Hier entscheidet der Stiftungsrat über die Anlagestrategie, und alle angeschlossenen Unternehmen teilen sich einen gemeinsamen Deckungsgrad. Dies schafft eine gewisse Solidargemeinschaft, hat jedoch den Nachteil, dass erwirtschaftete Überschüsse in der Regel nicht mitgenommen werden können, wenn ein Unternehmen die Stiftung verlässt.

Noch näher an einer eigenen Pensionskasse ist die teilautonome Sammelstiftung mit individueller Anlagestrategie. Hier bildet jedes Unternehmen innerhalb der Stiftung ein eigenes Vorsorgewerk und kann seine Anlagestrategie selbst bestimmen. Diese Lösung bietet mehr Flexibilität, erfordert jedoch auch eine stärkere Eigenverantwortung bei der Steuerung von Risiken und Renditen.

Für Unternehmen, die gezielt für höhere Einkommen (über 136'080 Franken) vorsorgen möchten, bietet sich weiter die 1e-Sammelstiftung an. Diese ermöglicht es den versicherten Personen, selbst zu entscheiden, wie ihr Vorsorgevermögen investiert wird.

Warum die meisten KMU auf ­Sammelstiftungen setzen

In der Schweiz entscheiden sich viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) für den Anschluss an Sammelstiftungen mit einer kollektiven Anlagestrategie. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Sammelstiftungen bieten eine unkomplizierte und kostengünstige Lösung.

Man stelle sich vor: Wer sich als Inhaberin eines eigenen Geschäfts den ganzen Tag darum kümmert, dass das Geschäft floriert und am Abend die administrativen Arbeiten selbst erledigt, ist für jede Erleichterung dankbar. Und genau diese Entlastung bietet der Anschluss an eine Sammelstiftung, denn sie übernimmt die zentralen Anlageentscheide. So muss sich eine Unternehmerin keinen Kopf über die berufliche Vorsorge ihrer Mitarbeitenden zerbrechen. Stattdessen kann sie sich auf das Wesentliche konzentrieren: das Geschäft voranzubringen.

Dank Anschluss an eine Sammelstiftung profitieren die angeschlossenen Unternehmen somit von Skaleneffekten und niedrigen Verwaltungskosten. Das gemeinsame Anlagevermögen verteilt das Risiko auf viele Unternehmen und sorgt für eine breitere Risikostreuung.

Es liegt auf der Hand: Für KMU, die keine eigenen Ressourcen für komplexe Anlagestrategien haben, ist dies ein entscheidender Vorteil. Zudem übernimmt die Stiftung die Verantwortung für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Anlagerichtlinien. So müssen sich Unternehmen auch keine zusätzlichen Sorgen über Deckungsgrade oder mögliche Unterfinanzierungen machen.

Grössere Unternehmen hingegen oder solche mit hohem Vorsorgevermögen wählen oft individuellere Lösungen innerhalb einer Sammelstiftung oder gründen eine firmeneigene Pensionskasse. Diese bieten mehr Kontrolle über die Investitionen und eine massgeschneiderte Anlagestrategie, erfordern allerdings auch höheren Verwaltungsaufwand.

Rückgang firmeneigener Vorsorgeeinrichtungen

Der Trend zur Auslagerung der Pensionskassenlösungen setzt sich fort: Während es in den 1980er Jahren über 4'000 Pensionskassen in der Schweiz gab, sind es heute weniger als 1'200. Der Rückgang ist auf steigenden Regulierungsaufwand und neue gesetzliche Anforderungen zurückzuführen, die kleinere Pensionskassen überfordern. Zudem fehlt oft der Skaleneffekt, weshalb sich immer mehr kleinere Pensionskassen Sammelstiftungen anschliessen, um Aufwand und Risiko zu reduzieren.

Vorteile einer gesplitteten Vorsorgelösung bei Topverdienenden

Für Firmen, die gutverdienende Mitarbeitende beschäftigen, bietet eine gesplittete Vorsorgelösung, bestehend aus Basisvorsorge (BVG-Obligatorium) und Zusatzvorsorge (1e-Plan) gleich mehrere Vorteile: Die Basisvorsorge deckt die obligatorischen Risiken ab, während der 1e-Plan für höhere Einkommen genutzt werden kann, um zusätzliche Vorsorge zu leisten. Der Vorteil für Firmen einer solchen Lösung liegt darin, dass das Anlagerisiko bei den versicherten Personen selbst liegt, die ihre Anlagestrategie wiederum selbst wählen können. Dies reduziert das finanzielle Risiko für das Unternehmen und verringert die Verpflichtungen bezüglich möglicher Sanierungen.

Für Unternehmen bietet der 1e-Plan zusätzlich den Vorteil, dass Pensionsverpflichtungen reduziert werden. Topverdienende Mitarbeitende können aus verschiedenen Anlagestrategien wählen und ihre Vorsorge nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten. Dies trägt aus Unternehmenssicht zur Rekrutierung und Bindung von Talenten bei, da diese die berufliche Vorsorge optimal an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen können.

Für die Mitarbeitenden selbst ergeben sich ebenfalls Vorteile. Sie können je nach Risikobereitschaft eine passende Anlagestrategie wählen, die mit ihrem privaten Vermögen abgestimmt werden kann. Darüber hinaus bieten 1e-Pläne höhere Renditechancen, da eine breitere Diversifikation und potenziell höhere Erträge durch den Zugang zu mehr Aktien oder alternativen Anlagen ermöglicht werden. Auch steuerliche Vorteile bleiben erhalten, da die Beiträge zur Zusatzvorsorge ebenfalls steuerlich absetzbar sind.

Klare Strategie statt Standardlösung

Für Firmeninhaber eines Unternehmens lohnt es sich, die berufliche Vorsorge individuell und strategisch anzugehen. Die Wahl der richtigen Lösung beeinflusst nicht nur die finanzielle Sicherheit der Mitarbeitenden, sondern auch die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber für qualifizierte Fach- und Führungskräfte. Wer als Unternehmer also frühzeitig die richtigen Weichen stellt, kann sowohl geschäftlich als auch privat profitieren. Standardlösungen dafür gibt es nicht, weshalb eine fundierte Analyse und der Beizug von Experten unerlässlich sind.

(Erstpublikation: Unternehmerzeitung, Nr. 3 / 2025)

Dr. Thomas Bamert ist Head Wealth & Pension Planning bei Rothschild & Co.