11.12.2025

«Hello Professor» – Wie es ist, im Ausland zu dozieren

Die eigene Komfortzone verlassen, die Lehre in einem fremden Land erleben, neue Perspektiven gewinnen – Dozent Jonathan Schoppig nahm bereits zweimal am Mobilitätsprogramm der FFHS teil. 2024 hielt er Vorlesungen in Madrid, diesen Herbst in Vilnius in Litauen. Im Interview erklärt er, welche Impulse und Erfahrungen er im Ausland gesammelt hat.

Jonathan Schoppig, was hat Sie motiviert, am Mobilitätsprogramm für Mitarbeitende der FFHS teilzunehmen?
Ich unterrichte Leadership. Für mich bedeutet das, auch selbst zu leben, was ich lehre. Dazu gehört, die eigene Komfortzone zu verlassen. Eine Auslandstätigkeit als Dozent ist eine besondere Herausforderung. Eine andere Sprache, eine neue Kultur, Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen. Genau das hat mich motiviert. Ich wollte erleben, wie Lehre in einem anderen Umfeld funktioniert und dabei auch persönlich wachsen. 

Diesen Herbst nahmen Sie an den International Weeks an der University of Applied Social Sciences in Vilnius teil. Wie haben Sie diesen Aufenthalt erlebt?  
Vilnius war eine sehr bereichernde Erfahrung. Die Stadt ist klein, und so wurde ich auf der Strasse immer wieder von Studierenden erkannt und mit einem freundlichen «Hello Professor» begrüsst. Das war schön und gleichzeitig ungewohnt. Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt der Studierenden. Viele kamen aus Ostasien oder Afrika. Einige studieren Vollzeit, arbeiten zusätzlich, haben Familie oder führen ein eigenes kleines Unternehmen. Ihre Motivation und Energie haben mich tief beeindruckt. 

In Madrid haben Sie vor einem Jahr das «Flipped Classroom»-Prinzip vorgestellt, in Vilnius konnten Sie es nun praktisch umsetzen?  
Genau, die Studierenden haben einen Teil der Theorie selbst vorbereitet. Im Unterricht haben wir vor allem mit Übungen und Fallbeispielen gearbeitet. Das hat sehr gut funktioniert. Die Studierenden waren engagiert und aktiv dabei. Ich sehe darin grosses Potenzial. Das Konzept fördert Eigenverantwortung und kritisches Denken. Und das unabhängig vom Land oder Bildungssystem. 

Was nehmen Sie persönlich aus diesen Mobilitätserfahrungen für Ihre Tätigkeit als Dozent an der FFHS mit? 
Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, lokale Besonderheiten und kulturelle Unterschiede zu kennen. Gerade in Fächern wie Leadership oder Verhandlung ist das entscheidend. In meinem Workshop in Vilnius habe ich erlebt, wie stark die Kultur das Kommunikationsverhalten beeinflusst. Wer das versteht, kann erfolgreicher führen und verhandeln. Für meine Arbeit an der FFHS nehme ich viele Impulse mit, um internationale Perspektiven noch stärker in die Lehre einzubringen. 

Warum würden Sie anderen Dozierenden oder Studierenden empfehlen, am Mobilitäts-Programm teilzunehmen?  
Ich sehe es als grosse Chance, dass wir durch das Swiss-European Mobility Programme solche Erfahrungen machen können. Es ist ein Zeichen von Vertrauen und Unterstützung. Ich kann es allen nur empfehlen. Man lernt unglaublich viel, fachlich und persönlich. Gleichzeitig ist es eine Möglichkeit, die FFHS im Ausland bekannter zu machen. Ein Student hat mir erzählt, dass er nun plant, an die SUPSI zu wechseln. Solche Begegnungen schaffen Verbindungen zwischen Hochschulen. Mobilität bedeutet für mich nicht nur Austausch, sondern echten Dialog und gegenseitiges Lernen.