UNESCO-Lehrstuhl für personalisiertes und adaptives Fernstudium

Seit 2016 führt das IFeL den UNESCO-Lehrstuhl für personalisiertes und adaptives Fernstudium (UNESCO Chair PADE). Der UNESCO-Lehrstuhl agiert als internationale Vernetzungsplattform für die Forschung, Entwicklung und Umsetzung innovativer Lernkonzepte im Bereich des personalisierten und adaptiven Fernunterrichts. Er dient zudem als Brückenbauer für den Wissensaustausch zwischen Forschern und akademischem Personal auf regionaler, nationaler und globaler Ebene.

Die Mission des UNESCO-Lehrstuhls an der FFHS ist es, durch gemeinsame Forschungsprojekte, nationale und internationale Kooperationen umfassende Forschung und Lehre im Bereich des personalisierten und adaptiven Fernunterrichts zu betreiben. Die Aktivitäten des Lehrstuhls konzentrieren sich auf die Erforschung und Entwicklung innovativer Lösungen, die die individuellen Bedürfnisse der Lernenden während ihres Lernprozesses unterstützen, sowie auf die Unterstützung von Lehrenden bei der Nutzung des Potenzials von adaptiven Lernkonzepten und -systemen. 

Forschungsbereiche:

  • Personalisiertes und adaptives Instruktionsdesign
  • Emotionen beim Lesen und Lernen
  • Virtual Reality und Fernstudium
  • Learning Analytics

Mit all seinen Aktivitäten trägt der UNESCO-Lehrstuhl bei der Umsetzung der neuen «Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung» bei. Die Agenda wurde in 2015 von den UN-Mitgliedern verabschiedet. Der Bereich Bildung wird vor allem im Ziel 4 der Sustainable Development Goals (SDG 4) adressiert «‹Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern›». 

Die Schwerpunkte des UNESCO-Lehrstuhls liegen in der internationalen Vernetzung, der Förderung der multidisziplinären Forschung und der Entwicklung von Bildungsangeboten in Zusammenarbeit mit Partnern aus Europa und Afrika. Der typische Ablauf zum Aufbau von Kooperationen des Lehrstuhls ist in Abbildung 1 dargestellt. Das Verfahren umfasst kurze Vor-Ort-Besuche, explorative Delphi-Studien, Forschungsaustausch (z. B., Stipendien, gemeinsame Forschungsprojekte) und die Entwicklung von Bildungsangeboten (z. B. MOOCs).

Was Forschung anregt

Austauschprogramm für Forschende

Zur Förderung von internationalen Stipendien, von Vernetzung und Forschungskompetenzen wurde ein Austauschprogramm für Forschende ins Leben gerufen. Dieses umfasst Kurzaufenthalte von FFHS-Mitarbeitenden an Partnerinstitutionen zur Ermittlung des situationsspezifischen Forschungsbedarfs, viermonatige Forschungsaufenthalte von Austauschforschenden an der FFHS zur Durchführung von Laborexperimenten und eineinhalbjährige Feldstudien an Partnerinstitutionen zur Prüfung von experimentellen Erkenntnissen und zur Erarbeitung von praktischen Anwendungen.

Die Forschungsergebnisse werden für die Entwicklung von Bildungsangeboten genutzt. Alle Aktivitäten werden in Form von Websites, Publikationen, Workshops und Ratgebern dokumentiert und der Öffentlichkeit als offene Ressource zur Verfügung gestellt. Damit trägt der UNECO-Lehrstuhl dazu bei, das Bewusstsein und die Kompetenzen für personalisierte und adaptive Lernkonzepte und -systeme auf nationaler und internationaler Ebene zu etablieren und entwickeln.

 Forschungsstipendien

Der Lehrstuhl vergibt Stipendien (Fellowships), um die Zusammenarbeit zwischen Lehrstuhlmitarbeitenden und jungen, talentierten Forschenden weltweit zu fördern. In der ersten Phase haben wir uns auf die Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent konzentriert. Derzeit erweitern wir den Fokus und bauen Kooperationen auf anderen Kontinenten sowie auf individueller Ebene auf.

 Die folgenden Beispiele zeigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf.

Die Open University of Tanzania (OUT):

  • In einem zweijährigen Stipendium (2020-2021) führte ein Fellow der OUT in Zusammenarbeit mit einem Forschungsteam des UNESCO-Lehrstuhls PADE eine Delphi-Studie über die "Zukunft des technologiegestützten Lernens an der OUT" durch. Die Studie zielte darauf ab, einen Leitfaden für die Hochschulleitung zur Umsetzung technologiebasierten Lernens in der Institution zu entwickeln und das Potenzial des adaptiven Lernens zu erforschen.  https://www.out.ac.tz/

Die North-West University (NWU) in Südafrika:

  • Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der FFHS und der North-West University (NWU) wurde ein Austauschprogramm für Forschende eingerichtet, das die internationale Vernetzung und Forschungskompetenz fördern soll. Im Jahr 2018 umfasste dies drei FFHS-Stipendien für NWU-Forschende für kurze Forschungsaufenthalte (4 Monate). Ziel war es, situationsspezifischen Forschungsbedarf zu ermitteln, die Durchführung von Labor-Experimenten zu unterstützen und einen Feldversuch an der NWU vorzubereiten. www.nwu.ac.za/

Austausch bei Vor-Ort-Besuchen

Kurze Besuche vor Ort dienen dem Wissensaustausch und der Vorbereitung längerer Kooperationen. Die folgenden Beispiele zeigen Möglichkeiten für einen solchen Forschungsaustausch.

  • Forschungsaustausch im Oktober 2022: Dr. Egon Werlen unternahm einen Austausch an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart. Dort traff er Dr. Yvonne Kammerer, Professorin für Informations- und Kommunikationspsychologie, die im Bereich Informationsdesign arbeitet, und andere Teams der HdM. www.movetia.ch/en/programmes/swiss-programme-for-erasmus/higher-education/mobility/www.metu.edu.tr/
  • Im Januar-Februar 2020 besuchte Prof. Dr. Cengiz Acartürk von der Middle East Technical University Ankara den Hochschulcampus in Brig, um verschiedene Vorlesungen und Webinare zur Rolle von Emotionen beim Lernen und Lehren zu halten und um Workshops zu Eye-Tracking-Methoden zu organisieren. Dieser Forschungsaustausch war Teil des Mobilitätsprogramms movetia.

Delphi-Studien

Um effektive Strategien zur Implementierung von technologiebasiertem, personalisiertem und adaptivem Lernen sowie Kooperationen zu entwickeln, führen wir Delphi-Studien in verschiedenen Organisationen durch. Die Ergebnisse der Studien bilden die Grundlage, um strategische Entscheidungen zu unterstützen.

Lehre und Lernen

Im Kontext der Lehre und des Wissenstransfers organisieren wir Kurzaufenthalte (2-14 Tage) an unseren Partnerhochschulen im Ausland. Wir halten dort Vorlesungen und führen Workshops zum Thema technologiebasiertes, personalisiertes und adaptives Lernen durch. Gemeinsam mit diesen Hochschulen entwickeln und realisieren wir verschiedene Bildungsangebote (z.B. MOOCs) auf internationaler Ebene.

Entdecken Sie unsere aktuellen MOOCs auf https://ffhs-mooc.ch/

Die UNESCO stützt sich bei ihrer Tätigkeit auf die intellektuelle Zusammenarbeit und ist daher offen für den Austausch mit akademischen Einrichtungen und der Forschung.

Das Programm UNITWIN (= university twinning and networking) / UNESCO-Lehrstühle, wurde 1992 auf Beschluss der UNESCO-Generalkonferenz ins Leben gerufen. Es hat zum Ziel, die internationale Zusammenarbeit, insbesondere die Nord-Süd-, die Süd-Süd- und die Nord-Süd-Süd-Kooperation zwischen Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu fördern und zu stärken. Die UNESCO-Lehrstühle verpflichten sich, über die Parameter ihres Fachgebietes hinauszugehen und in ihrer Arbeit einen Bezug zu den globalen Herausforderungen herzustellen.