20.11.2016

Forschung hautnah für Schüler der OMS in Brig

Brig – Theorie und Praxis im Unterricht verbinden – diese Erfahrung konnten in den vergangenen Wochen Schülerinnen und Schüler der OMS in Brig machen. Unter der Leitung des Instituts für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL) der FFHS nahmen sie an einem Experiment teil, um den Zusammenhang von Emotionen und Lesen am Bildschirm zu untersuchen.

Gemeinsam mit der Fachschaft Psychologie der Oberwalliser Mittelschule OMS in Brig organisierte das IFeL ein Forschungsexperiment zum Thema E-Reading. Insgesamt beteiligten sich 114 Schülerinnen und Schüler der 2. und 3. Fachmittelschule Gesundheit und Soziales sowie der Fachmaturität Pädagogik an der Studie. Ziel des von Prof. Dr. Per Bergamin geleiteten und seinen Mitarbeitenden am Usability Lab durchgeführten Experiments war es, das Lesen von Texten am PC zu beobachten und zu untersuchen, wie die Textinhalte, Textschwierigkeiten und Bildschirmgrössen die Emotionen beim Lesen sowie das Textverstehen beeinflussen. Dazu kam eine für den Besuch spezifisch aufgebaute und getestete Kombination von Beobachtungsgeräten zum Einsatz. Mit diesen können Bewegungen der Augen im Millisekundenbereich, Emotionen aus Muskelbewegungen des Gesichts und physiologischen Daten wie Hautspannung, Blutdruck und Herzfrequenz gemessen und analysiert werden.

Spezifische Untersuchungsanlage am IFeL

Die einzelnen Schüler und Schülerinnen wurden während knapp einer Stunde beim Lesen und Textwiedergeben beobachtet und haben diverse Fragen mündlich sowie schriftlich beantwortet. Durch ihre Teilnahme konnten sie persönlich erfahren, wie ein Forschungsexperiment abläuft und wie Theorien und Erkenntnisse entwickelt werden. Ende Jahr erhält die Schule als Rückmeldung einen zusammenfassenden Bericht. Bei Interesse erhalten die Schülerinnen und Schüler auch eine individuelle Rückmeldung zu ihrem Leseverhalten. Das Projekt war für beide beteiligten Organisationen eine interessante und erfolgreiche Zusammenarbeit, deren Fortführung beide Partner sehr begrüssen. Und was heute schon klar ist: Eine gute und seinem Wissen angepasste Lesestrategie bildet eine der Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Lernen.

Kurzinterview mit Prof. Dr. Per Bergamin, wissenschaftlicher Leiter des Experiments am Institut für Fernstudien- und eLearningforscung (IFeL)

Wie kam es zur Forschungszusammenarbeit zwischen der OMS und der FFHS?

Ja, das war sehr interessant. Christian Manz von der OMS hat uns angesprochen. Er hörte, dass wir Forschung mit Augenbewegungsregistrierung durchführen, und fragte nach, ob wir nicht Lust hätten, ein Experiment bei ihnen durchzuführen. Wir haben uns sofort in einem positiven Sinn geeinigt, weil wir eine „Win-Win-Situation“ sahen. Von unserer Seite her kamen wir so zu Versuchspersonen - und quasi als Nebeneffekt kriegen wir mit, was die jungen Leute über unsere Forschung denken. Und die OMS konnte damit ihren Ansatz des praxisnahen und forschenden Unterrichts umsetzen.

Was war genau das Ziel der Forschung?

Im Rahmen des europäischen Forschungsnetzwerks COST sind wir die Schweizer Vertreter im Bereich E-Reading. Dort kombinieren wir verschiedene Messmethoden, um Informationsverarbeitungsprozesse des Gedächtnisses im Zusammenhang mit Emotionen zu erfassen, um so digitale Leseumgebungen (wie z.B. Tablets) zu optimieren. Die Experimente erlaubten uns, zum einen unser Verfahren zu testen und zum anderen rasch erste Erkenntnisse zu generieren.

Gibt es schon erste Erkenntnisse?

Die Auswertung der Daten ist zurzeit noch im Gange. Wir haben aber quasi ein kleines Experiment im grossen versteckt. Und dort haben wir gesehen, dass die Versuchspersonen Emotionen, welche wir durch die Texte erzeugen wollten, tatsächlich auch gezeigt haben. Das hilft uns schon mal sehr bei den weiteren Analysen.