Cindy Eggs, Studiengangsleiterin MAS Arbeit 4.0 16.06.2019

Mama, ich will Roboter werden

Das verkündete unser dreijähriger Sohn letzte Woche am Mittagstisch. Interessante Option, wenn man bedenkt, dass unsere Kinder grösstenteils in Jobs arbeiten werden, die heute noch nicht existieren. Aber Hand aufs Herz, die zentrale Frage ist wie unser Sohn in zwanzig Jahren mit Roboter Hand in Hand arbeiten wird und nicht ob er selber einer wird.

Wenn wir aber unseres Sohnes Ideen weiterspinnen, dann stellt sich die Frage, ob er lieber als «schwache» oder als «starke» Künstliche Intelligenz sein Dasein fristen würde. Würde er ein virtueller Assistent werden, wäre er eine schwache KI, das heisst ein konstantes Training würde ihm ermöglichen, Aufgaben effizienter als andere Menschen zu erledigen. Im Gegensatz dazu könnte er als eine «starke» KI die intellektuellen Fähigkeiten des Menschen kopieren – was also ein Selbstläufer wäre.

Nun gut, erklären wir ihm, dass er schon heute ein toller Roboter ist und machen ihm schmackhaft, dass er im Erwachsenenalter mit Robotern arbeiten kann. Denn wahrscheinlicher als selber zur Künstlichen Intelligenz zu werden ist es, dass wir in Zukunft sehr viel näher mit KIs arbeiten werden. So setzen viele Experten die Einführung von KI mit der Erfindung der Dampfmaschine gleich: Wir befinden uns mitten in der vierten Revolution, auch in unserer Arbeitswelt.

 

KI in der Arbeitswelt

Künstliche Intelligenz hält in der Industrie, Medizin und Verwaltung Einzug. 5.1 Millionen Stellen sollen in den kommenden Jahren durch Roboter vernichtet werden. Ganz oben auf der Liste der Betroffenen sind Juristen, Sekretäre oder Buchhalter. Schon 2025 sollen laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums Maschinen mehr Arbeitsstunden erledigen als Menschen. Verschiedene Studien prognostizieren massive Arbeitsplatzverluste.

Diese Entwicklungen schüren Ängste, vor allem auch bei der jüngeren Generation: 56 Prozent der Arbeitnehmenden zwischen 18 und 29 Jahren sorgen sich um die Änderungen in der Arbeitswelt, welche durch Roboter entstehen. Bei den älteren Generationen nehmen diese Ängste kontinuierlich ab: Im Alter zwischen 40 und 49 sind es nur mehr 48 Prozent, ab 60 Jahren gerade noch 44 Prozent. Mag sein, dass jüngere Fachleute ihren Berufseinstieg durch die digitale Intelligenz als gefährdet sehen, während ältere Mitarbeitende auf ihre Erfahrung vertrauen, die nicht ohne Weiteres durch virtuelle Assistenten ersetzt werden kann.

Andere Studien betonen die Entstehung neuer Berufsbilder und Aufgaben. Zudem sollen niedrig qualifizierte Arbeitskräfte durch Roboter Unterstützung erhalten, wodurch ihre Arbeitsmarktfähigkeit gestärkt wird. Aber auch hochqualifizierte Informatiker, Manager und Berater werden in Zukunft noch gefragter sein. Prognosen versprechen auch interessantere Arbeitsbereiche und körperliche Entlastung.

Also, Sohnemann, du wirst wahrscheinlich kein Roboter, aber du wirst sehr viel mit Robotern arbeiten dürfen. Welche Skills wirst du dafür benötigen?

 

Neue Skills für die Zusammenarbeit mit Robotern

Wie kann er die Skills aufbauen, die für die Zusammenarbeit mit Robotern wichtig sind und die jene von Robotern ergänzen bzw. übertreffen? Roboter werden viele Routinearbeiten ausführen, aber über alle kreativen, sozialen und (daten-) technischen Skills verfügt der Mensch. Dementsprechend lassen sich die Skills der Zukunft in drei Kategorien einteilen:

  1. Technische Fähigkeiten: Man muss Maschinen und ihre Funktionen verstehen lernen und mit ihnen interagieren können.
  2. Umgang mit Daten: Die Flut von Daten müssen gelesen, analysiert und die gewonnenen Erkenntnisse gewinnbringend ins Business zurückgespielt werden.
  3. Menschliche Skills: Fähigkeiten wie Empathie, kulturelle Gewandtheit, Adaptionsfähigkeit sind dem Menschen eigen und müssen mehr und mehr erweitert werden. 

Haben unsere Hochschulen ein adäquates Angebot, um Arbeitnehmende von heute und morgen fit für die digitale Zukunft zu machen? Verschiedene Aus- und Weiterbildungen im Bereich Digitale Transformation durchdringen den Bildungsmarkt. Sie sollen Transformationsthemen, technische Aspekte und Datenkultur beinhalten. Man soll mehr in Projektunterricht und problembasierten Settings studieren können. Kreativität und Sozialkompetenzen soll ein hoher Wert beigemessen werden.

Nur so rüsten wir uns und unsere Kinder für die Zukunft. Damit sie nicht selber zum Roboter werden, sondern den Robotern die Routinearbeiten überlassen und selber Raum für kreatives Schaffen bekommen. Unser Sechsjähriger will übrigens YB-Fussballer werden; kreativ und visionär sind unsere Kinder schon – fehlen nur noch die technischen Skills.

Wie schätzen Sie die Folgen von KI auf Ihren Arbeitsplatz ein? Wie wappnen Sie sich?