18.06.2020

27. FFHS-Business Breakfast zu HR Analytics

Wie in allen Bereichen der Wirtschaft und des Unternehmertums ist auch die Digitalisierung der Treiber von HR Analytics. Die rasante Veränderung der Arbeitswelt und dominierende Trends am Arbeitsmarkt verlangen nach einer neuen Herangehensweise in der Personalführung. Wie diese aussehen kann, skizzierten die Experten des 27. Business Breakfasts.

Statt der reinen Mitarbeiterverwaltung, was traditionell in der Personalführung vorwiegt, soll HR Analytics es ermöglichen, das strategische Potenzial des HR zu entfalten. Mit Hilfe von empirischen Daten kann ein effizientes Skill-Management betrieben und damit Personalmangelrisiken reduziert werden.

Bei dieser neuen Disziplin der Personalführung steht die Nutzung der Daten im Fokus in Kombination zu Aspekten des Leaderships, der Kultur und der Führung.  Die HR-orientierte Datenanalyse soll in anderen Worten zur Optimierung von Entscheidungsprozessen beitragen. Eine der Kernfragen, die dabei verfolgt werden, stand im Mittelpunkt des 27. FFHS-Business Breakfasts:

  • Welche Mitarbeitenden werden benötigt, um die Ziele zu erreichen, und wie können diese an das Unternehmen gebunden werden?

Der steinige Weg von «descriptive» zu «prescriptive» Analytics

Analysen an sich sind nichts Neues in der Personalführung. Was bislang der Geschäftsleitung zur Verfügung gestellt wird, sind retrospektive Betrachtungen die beschreibende oder «descriptive» Situationsanalysen hervorbringen. Fragen wie «Warum sind meine Mitarbeiter so oft krank?» sind bezeichnend für diese Herangehensweise. Je mehr Einblick man jedoch gewinnen möchte und je mehr man eine Optimierung der Situation verfolgt, desto eher definiert man die Fragestellungen mit Zukunftshorizont.

So gelangt man zu «prescriptive» Analytics, bei der aus Erkenntnissen von Daten Empfehlungen entstehen. Leider steigt der Wert einer solchen Analyse mit der Schwierigkeit der Aufgabe…. Doch die gute Nachricht ist:

Mit dem People-Analytics-Prozessmodell (PAP) zu Erkenntnissen gelangen

In acht Prozessetappen kann ein solcher Datenanalyseprozess bezwungen werden. Während alle Schritte an sich wichtig sind, müssen sie nicht religiös in der vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt werden. Im Gegensatz, ein rekursiver, iterativer Design-Thinking Ansatz führt eher zu neuen Erkenntnissen, da Problematiken erkannt und gelöst werden können.

Martin Gerber demonstrierte die Vorgehensweise mit dem PAP anhand einer fiktiven Migros-Idee, deren gesamtes Brick & Mortar Retailgeschäft online zu realisieren. In der ersten, qualitativen Phase des PAP geht es darum die Analyse vorzubereiten. Diese ist wichtig, da hier die Problemstellung definiert wird die das «Erkenntnisprojekt» über die Datensammlung und -analyse bis hin zur Visualisierung und Erfolgsbetrachtung leitet.  In interaktiver Zusammenarbeit mit den Teilnehmern des Business Breakfasts entstand so ein Analysegerüst für Migros’ Skillmanagement als Online Retailer.

Ist die Kompetenz «Interviews führen» immer gleich zu interpretieren?

Was auf dem Papier und der Theorie schön bunt und einfach erscheint ist in der Umsetzung, wie so oft, nicht ohne Tücken. Das fand Julien Hautle heraus, als er bei der Swisscom das Mapping der Skills der Mitarbeitenden begann, um mit dem Tool People Analytix die Mitarbeitenden dabei zu unterstützen, ihre Karriereaspirationen systematisch zu realisieren. Rein die Definition und Interpretation der Skills, die die Datengrundlage darstellen, ist eine grosse Challenge an sich. Doch es lohnt sich: Zum einen erhalten die Mitarbeitenden eine Chance sich durch passende Jobvorschläge zu verändern und zu entwickeln, zum anderen gewinnt das Unternehmen Transparenz über das verfügbare Skillset, mit welchem sie ihre Businessziele verfolgen kann.

Neben der Komplexität solcher Projekte sollten sicherlich auch Fragen nach Aufwand/Kosten, Data Privacy, Datensicherheit und dem Engagement der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Doch nicht jedes HR Analytics Projekt muss ein riesiges Ausmass aufweisen. Kleinere Projekte können durchaus auch KMU helfen, ihre Personalressourcen zielgerichtet einzusetzen. Wichtig ist dabei, die Businessziele im Auge zu behalten und die Analyse daran auszurichten.